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Das Leben spüren

von Hans-Martin Koch
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Jede und jeder hat so etwas: einen Sehnsuchtsort, einen Glücksort. Einen Ort zum Krafttanken, zum Füllen des Energiespeichers, zum Loslassen, zum Entspannen. Das kann ein Ort sein, zu dem es uns immer wieder zieht, oder eine Landschaft, die wir noch unbedingt entdecken wollen. Oft haben Sehnsuchtsorte mit Inseln, Meer und Bergen zu tun, mit Natur in ihrer unmittelbarsten, sinnlichsten und überwältigendsten Form. Ein Sehnsuchtsort kann in der Ferne liegen oder ganz nah. Immer sind es Orte, die unserem Lebensgefühl gut tun. Prise hat Lüneburger gefragt, was sie mit dem Wort Sehnsuchtsort verbinden.

„Bornholm im Sommer; da fahren wir seit vier Jahren regelmäßig hin: wir, also Antjé, unsere Tochter Lotta und ich sowie die Großeltern. Es ist die Mischung aus 60er-Jahre-Gelassenheit, so, wie ich mir vorstelle, dass es gewesen sein könnte, aus Ostsee, Fischräucherei und Zeit mit der Familie! Besonders schön: die Räucherei in Allinge ganz im Norden der Insel. Da sitzt man draußen, oben auf den Klippen und hat den besten Blick aufs raue Meer. Und: Der Bornholmer Senf ist der beste. Und der Aquavit! Das ist so schön, dass ich jetzt  schon wieder denke: hin da!“ 

Philip Richert, Schauspieler am Theater Lüneburg

Foto: nh/Philip Richert

Foto: nh/Heike Lessner

„Es gibt so viel zu entdecken. Aber einmal Machu Picchu, die legendäre Ruinenstadt der Inkas hoch in den Anden, da will ich seit eineinhalb Jahren hin. Mich fasziniert die Inka-Kultur und ebenso die bunte Vielfalt, für die Peru steht. Und ich mag Alpakas, die ja ganz überwiegend in Peru leben. Die beste Zeit dorthin zu reisen, dürfte gleich nach Corona sein, bevor wieder um die 5 000 Menschen am Tag den Ort besuchen. Mein täglicher Sehnsuchtsort liegt aber ganz nah. Das ist der Häcklinger Wald, meine Lieblingslaufstrecke.“ 

Heike Lessner, Inhaberin des Universal-Reisebüros 

Foto: nh/Axel Schlemann

„Ich dachte immer, dass ich ein Kind der Küste bin, dass es in die Heide verschlagen hat. Aber nach meinem Jahr auf Langeoog habe ich jetzt wieder gemerkt, wie gern ich in Lüneburg bin; das ist hier schon mein Sehnsuchtsort. Und zum zweiten Mal, nach meinem Studium bei Kurt Horst an der Uni hier, habe ich die Lüneburger Heide entdeckt, im weitesten Sinn, von der Lopau-Quelle bis Niederhaverbeck, von Pietzmoor bis Totengrund. Ich bin auch Fan des Vereins Naturschutzpark, der Arten- und Landschaftsschutz mit touristischer Wertschöpfung zu verbinden weiß.“
Axel Schlemann, Ex-Tourismusmanager auf Langeoog

„Die schottische Westküste ist seit fast 40 Jahren die Gegend, die mich immer wieder reizt. Es ist das Raue, Zerklüftete, Unmittelbare von Gebirge und Meer, verbunden mit dem Gefühl, dass es eine unbeherrschbare Natur gibt. Man spürt Einsamkeit und Ferne und doch – durch das Licht und den Geruch – das Leben pur. Der erste Urlaub mit meiner Frau führte dorthin, und wenn wir mal eine Aussteigerfantasie haben, dann die, dort ein kleines Bed & Breakfast aufzumachen. Man erkennt die Mitte des Lebens, wie es schon der Film „Local Hero“ zeigte. Ich spüre das Gleiche auch an der spanischen Nordküste und auch auf Föhr, aber nirgendwo so eindringlich wie in Schottland.“ 

Olaf Ideker-Harr, Berufsschulpastor 

Foto: nh/Olaf Ideker-Harr

Foto: nh/tonwert21.de

„Sehnsuchtsort? Das ist für mich ein vielleicht vergleichsweise kleines bzw. nahes Ziel, nämlich der Darß an der Ostsee und ganz besonders der Ort Zingst, auch wenn sich der im Laufe der Jahre stark verändert hat. Ich verbinde mit dem Darß und besonders mit Zingst viele Gefühle von Heimat, Familie und Kindheit. Ich stamme ja aus Mecklenburg, aus der Ecke um Neustrelitz. In Zingst waren wir oft im Urlaub, ich genieße es nach wie vor immer wieder, von der Seebrücke auf das Kurhaus zu schauen.“ 

Judith Peters, Leiterin der Tourist-Information Lüneburg

Foto: nh/Kristin Halm

„Ich habe zwei ganz gegensätzliche Sehnsuchtsorte. Der eine ist Hongkong. Ich habe dort ein halbes Jahr gelebt, es war eine sehr prägende Zeit für mich in einer Stadt der Gegensätze, die ganz viel vereint. Bei aller Größe und Enge sind die Menschen unfassbar herzlich; es ist sehr schmerzlich, was dort zurzeit politisch geschieht. Und dann habe ich ein ganz anderes Sehnsuchtsziel: Südtirol mit den Bergen, verbunden mit herausfordernden Touren, auf denen ich auch gern allein unterwegs bin. Ich ging mit meinem Vater vor 18 Jahren zum ersten Mal zum Tschagerjoch, im letzten Sommer war ich zum sechsten Mal dort.“
Kristin Halm, Geschäftsführerin der KulturBäckerei 

„Bei mir ist es Island, dorthin reise ich seit den 90er-Jahren immer wieder. Im gerade vergangenen Jahr wäre es meine zwölfte Reise gewesen, das ging wegen Corona leider nicht. Mich fasziniert die Landschaft, besonders sind es die Fjorde, die Geysire, die Vulkane, und ich liebe die Wasserfälle, gerade die kleinen, zu denen man wandern muss. Ich bin auch im Vorstand der Gesellschaft der Freunde Islands in Hamburg. Wenn es mir mal nicht so gut geht, dann schaue ich mir Bilder aus Island an, dann fühle ich mich gleich besser. In diesem Jahr aber ging ich an meinem zweiten Sehnsuchtsort wandern, im Thüringer Nationalpark Hainich.“ 

Hilke Mammen, Vorsitzende der Wanderbewegung Lüneburg e. V. 

Foto: nh/Hilke Mammen

Foto: nh/Konrad Bäumer

„Ich habe vor vier Jahren eine Deutschland-Umrundung mit dem Rad gemacht, das waren 5600 Kilometer von Lüneburg nach Lüneburg in zweieinhalb Monaten. Die schönste Strecke unterwegs war für mich in Mecklenburg-Vorpommern und zwar von Anklam nach Ueckermünde durch das Peenemoor, eine total ruhige Landschaft am Oder-Neiße-Radweg. Ähnlich schön, aber ganz anders war die Strecke vom Bodensee bis Karlsruhe, entlang des Oberrheins.“

Konrad Bäumer vom Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs Lüneburg

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