Reisen – das wird vorerst anders sein, soviel steht fest. Eine, die sich weniger als andere Gedanken über Abstandsregeln und Co. machen muss, ist Frou Leeni, so zumindest nennt sich die junge, quirlige Lüneburgerin auf ihrem Instagram-Kanal. Leeni reist unabhängig und erzählt uns davon auf Social Media.
Als ich sie 2019 kennenlerne, bin ich überrascht, wie bodenständig die Influencerin trotz ihrer Reichweite ist. Online vermittelt mir Aileen Thye, so heißt sie im wirklichen Leben, den Eindruck einer typischen Fashion-Bloggerin. Im direkten Kontakt mit der 32-Jährigen stelle ich fest, dass sie ein naturliebender Freigeist ist.
Gebürtig kommt Frou Leeni aus dem Alten Land, dort ist sie aufgewachsen, anschließend hat sie ein paar Jahre auf St. Pauli gewohnt. Lüneburgerin ist sie jetzt seit sieben Jahren. Wenn sie hier nach ihrem Feierabend oder am Wochenende einfach los fährt, uns virtuell mitnimmt in ihrem Camper an die Ilmenau, die Elbe oder einen anderen schönen Fleck der Welt und bei einem Bierchen und Wurst vom Grill in der Natur entspannt, möchte ich doch noch meinen Führerschein machen und mir sofort einen VW-Bulli holen, um die Welt zu erkunden. Aber vielleicht müssen wir die schönen Dinge nicht in der Ferne suchen, sondern versuchen mal wieder die beachtlichen Gegebenheiten in unserem Umfeld und in unserer Region, unserer Nähe zu sehen. Auf jeden Fall inspiriert mich Frou Leeni sehr und den einen oder anderen Kaffee durfte ich auch schon mit ihr trinken. Wie sagt sie immer so schön – „machenistwiewollennurkrasser“
Das Leben ist zu kurz für irgendwannFrou Leeni
Leeni, warum hast du Dich entschieden nach Lüneburg zu ziehen,
was macht die Stadt für dich besonders?
Es war – wie so oft im Leben, wenn’s so richtig schön wird – eigentlich gar nicht geplant, hierher zu ziehen, doch als mein Mann und ich das erste Mal hier waren (was übrigens zur wundervollen Weihnachtszeit war), waren wir direkt so unglaublich angetan von dieser Stadt. Sodass wir nur mal aus Spaß nach Wohnungen geschaut haben, nur mal aus Spaß eine Wohnungsbesichtigung hatten und zack, war gleich die erste Wohnung unser neues Zuhause und das mit großer Freude bis heute. Lüneburg hat und ist etwas ganz Besonderes für uns! Generell hatte ich bis dahin in Deutschland noch nicht ganz so viel gesehen – auch, wenn Lüneburg nur etwas mehr als eine halbe Stunde von Hamburg entfernt ist.
Die Architektur, das Stadtbild, die Ilmenau, die wundervollen Wälder, Felder und Seen haben mir ein Gefühl von hier kann ich ankommen und hier kann ich alles machen, was mein Herz begehrt, gegeben. In Neetze im Sommer Erdbeeren auf dem Feld pflücken, Radtouren durch die schönsten landschaftlichen Gebiete, einen leckeren Wein am Stint, waren erst der Anfang. Durch Corona hat sich nämlich für uns noch mal eine ganz neue Welt eröffnet: das Vanlife. Gerade zu dieser Zeit im Lockdown, wo man niemanden sehen darf und einem aber schnell die Decke auf den Kopf fallen kann, hat man mit diesem Gefährt nicht nur die Chance, mal rauszukommen, sondern bekommt direkt ein ganz neues Lebens- und Freiheitsgefühl.
Lüneburg eignet sich unglaublich gut für Ausflüge in der Umgebung. Gerade auf Instagram, wo ich gern meine Ausflüge teile, bekomme ich so oft von gebürtigen Lüneburgern und Dazugezogenen Nachrichten mit Fragen danach, wo es mich denn schon wieder hingetrieben habe und wo dieser wundervolle Ort denn sei. Viele kennen diese Ecken leider noch gar nicht, obwohl sie zum Greifen nah sind. Aber vielleicht ist auch das genau der Punkt.
Verrätst Du uns einen Insidertipp für spontanes Wildcampen? Und deinen Lieblingsort hier bei uns in der Region?
Oder aber auch in andere Ecken Deutschlands?
Es gibt ja wirklich viele wundervolle Orte. Letztens bin ich zum Beispiel durch Vierhöfen gefahren und sah mitten im Wald so viel Wasser, da musste ich kurz mal abbiegen. Ein Blick auf Google Maps oder die App „park4night“ eignen sich sehr gut, um sich in der Umgebung tolle Spots rauszusuchen. In Hoopte beispielsweise kann man direkt an der Elbe am Fähranleger stehen und dem Tagestreiben zu schauen oder einfach die Natur genießen. Die Lüneburger Heide bietet wiederum eine ganz andere wirklich wundervolle Naturkulisse. Ich tue mich schwer, den einen Spot überhaupt zu benennen, denn den gibt es für mich nicht. Die Frage ist ja immer: Was will ich? Was brauche ich? Möchte ich einen Sonnenuntergang sehen? Irgendwo am Wasser oder im Wald stehen? Oder doch eher nahe der Stadt das Lager aufschlagen, um eine kleine Sightseeingtour machen zu können? Ihr merkt schon – es gibt kein Richtig und Falsch und die perfekte pauschale Lösung auch nicht. Und die Magie passiert besonders dann, wenn man sich treiben lässt und die Augen offen hält. Irgendwann sagt dein Herz dir: Hier bist du richtig, hier möchtest du sein und bleiben.
Was bedeutet reisen für Dich?
Das Reisen beziehungsweise dieses Urlaubsgefühl, nach dem wir uns immer alle so sehr sehnen, bedeutet für mich mittlerweile etwas ganz Besonderes und beginnt nicht erst im Flieger oder wenn man länger als eine Woche Urlaub hat. Ich stehe für das Vanlife vor der Haustür. Für mich bedeutet dieses Gefühl Freiheit, leben, genießen. Und all das in vollen Zügen. Das geht sogar schon ziemlich gut zum Feierabend.
Wann habt ihr euch für ein Wohn-/Campingmobil entschieden? Und warum?
Ehrlich gesagt war auch das keine grundsätzliche Entscheidung. Wir liebten schon immer das Zelten und den Lifestyle dahinter. Vans fanden wir schon immer toll, aber dachten immer, nee, das ist zu teuer, wir haben ja ein Auto und überhaupt, Schrauber sind wir ja auch nicht. Dann kam aber wieder eins zum anderen. Das Auto ging kaputt, Corona hat uns gezeigt, dass wir umweltbewusster leben wollen und nicht mehr so viel fliegen möchten, und dann ging’s auch schon los. Wir schauten nur mal so auf YouTube, verglichen verschiedenste Vans miteinander, sind zum ersten Händler und zack – war es passiert. Wir konnten es selbst nicht glauben. Aber wir lieben unseren Citroen Spacetourer. Bis jetzt haben wir keinen Tag bereut und freuen uns einfach über jeden Moment mit ihm, egal wie klein er auch sein mag. Das Zuhause zum Mitnehmen – wann und wo man will.
Wie muss man sich Reisen à la Leeni dann vorstellen?
Wir sind schon immer gern und oft los, aber dafür Low Budget. Egal, ob mit dem Flieger, mit dem Auto oder Fahrrad – wir waren oder sind immer noch auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Eine Hüttentour steht aber auch definitiv noch auf unserer Bucket List. Die Vorstellung, in den Alpen bergauf und -ab von Hütte zu Hütte zu gehen, das Tag für Tag, muss eine so unglaubliche Erfahrung sein.
Und in Sachen Komfort?
Unser Van sieht von innen tatsächlich seit einigen Tagen ganz anders aus, als zu dem Zeitpunkt, als wir ihn uns gekauft hatten.
Wir wollten einen Van, der alltagstauglich ist, der nicht so viel Sprit verbraucht und mit dem man seine ganz normalen Touren machen kann. Das haben wir mit dem Modell auch gut gefunden. Ich kann für meine Selbstständigkeit viele Dinge unterbringen und transportieren. Wir wollten immer flexibel bleiben. Quasi unten Auto, oben Camping (Faltdach). Das hat super gut geklappt. Ich wollte dann aber etwas mehr Stauraum und etwas mehr Individualität mit reinbringen und dem Vanlife-Gefühl noch mehr nachgehen. Also haben wir kurzerhand – wie auch sonst (lacht) – den Wagen etwas umgebaut. Eine Toilette sowie eine Dusche ist für mich ein Muss. Ich bin von Herzen gern Stylistin und das muss beim Campen nicht aufhören. Mode und individueller Style dürfen gern mit ins Gepäck.
Zum Schluss: Was war euer bester Spontanausflug in 2020?
Der beste Spontanausflug war definitiv der zum Autohaus. Das Wildcampen ist ganz klar mehr als ein Ausflug. Wenn du so willst, ist es Urlaub nach dem Feierabend und das sofort. Du hast immer alles dabei. Kaffeekocher, Grill, Feuerschale, Bikini, Toilette … man muss sich um kaum etwas Gedanken machen. Und man hat so unglaublich viele Möglichkeiten. Ich habe noch nie so viele schöne Sonnenuntergänge, Sternschnuppen und Sonnenaufgänge gesehen. Corona hat das letzte Jahr für uns alle sehr erschwert und die Zeiten sind noch nicht vorbei. Das Vanlife bietet dir aber die Chance, all das mal für eine Weile hinter dir zu lassen, dich auf etwas anderes zu fokussieren und die kleinen Dinge wieder mehr zu sehen und schätzen zu lernen. Wichtig ist, sich bewusst zu machen: Das Leben ist zu kurz für irgendwann.



