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Der Taxifahrer von Seite eins

von Gastautor
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Taxifahrer war eigentlich nie sein Traum, auch wenn er das mit Herzblut macht. Tatsächlich hat Benjamin Thomas angefangen European Studies in Chemnitz zu studieren. Durch einen Schicksalsschlag in der Familie hat er sich dann entschieden, sein Studium abzubrechen und den Familienbetrieb mit zu übernehmen: Jetzt ist er Taxifahrer in Lüneburg. „Wohin geht die Reise?“ war das Thema der Prise-Ausgabe im Februar und gesucht wurde ein Taxifahrer. Damit konnte ich dienen. Wenn jemand spontan ist, dann Benny. Man findet den 32-jährigen gebürtigen Lüneburger oft und viel am Taxistand direkt am Sande, wo wir uns auch kennengelernt haben. Im Sommer trinken wir den ersten Kaffee des Tages zusammen, dann hat er meistens schon die einige Fahrten erledigt: zum Flughafen den Businesskunden, zur Dialyse ins Krankenhaus oder auch einfach nur die ältere Generation, die Bennys Service zum Einkaufen nutzt. Ein voll gebuchtes Fahrtenbuch hat der Mann, vor allen Dingen aber auch viel Stammkundschaft, verrät er uns. Das liegt bestimmt daran, dass man den kräftigen Fitness-Fan einfach gern haben muss.

Benjamin "Benny" Thomas ist der Taxifahrer von Seite 1 der Februrar-PRISE. Foto: tonwert21.de

Taxis dürfen ja während des Lockdowns fahren. Berichte uns doch bitte mal, wie Covid-19 auch die Taxibranche beeinflusst?
Covid-19 beeinflusst unsere Branche sehr. Wir haben immense Umsatzeinbußen und versuchen den Betrieb weiterhin aufrecht zu halten. Durch die Schließung von Kultur und Gastronomie aufgrund des Lockdowns, ist auch indirekt unsere Branche betroffen. Diese Fahrten fallen alle weg. Dennoch bin ich weiterhin motiviert zu arbeiten und versuche immer noch positive Schlüsse zu ziehen, auch wenn es sehr schwer fällt.

Bist Du eigentlich so etwas wie ein Kummerkasten? Was erzählen dir die vielen Menschen auf den Fahrten so? 
Absolut, denn ich höre mir alle Geschichten, Sorgen, Nöte und Ängste meiner Kunden an und bin quasi ein Hobby-Psychologe. Das ist tatsächlich aber auch das Schöne an meinen Job, dass die fremden und bekannten Kunden so ein enges Vertrauen zu mir haben und mir vieles erzählen. Es ist wirklich sehr interessant, welche Geschichten und Ereignisse mir meine Kunden anvertrauen, positive als auch negative. Die Gäste berichten mir während der Fahrten von ihrem privaten Umfeld, Geburtstagen, Hochzeiten, schönen Feiern, Abenden mit Freunden, Geschichten vom letzten Bier, Abenden alleine daheim, Sorgen, Ängsten, eigentlich alles. Unterm Strich bin ich ein beliebter Kummerkasten. Meiner Meinung nach sogar noch mehr als ein Friseur. Aber ich sage immer, dass ich eine Schweigepflicht habe und ich nie Namen zu den Geschichten erzähle. 

Was ist das Bizarrste, das Du je in deinem Taxi erlebt hast?
Puh… Es gibt ganz viele bizarre und komische Geschichten, die mir schon zugestoßen sind. Davon kann ich leider nicht alle „en dé­tail“ erzählen, da es wirklich teilweise abenteuerlich ist. Aber generell kann man sagen, dass von intimen Geheimnissen über Einladungen zum Essen, bis hin zum Angebot auf einen „Kaffee“ alles dabei gewesen ist. Aber mittlerweile ist es so, dass der Job einen abhärtet und man sich über die Jahre immer weniger über diverse Sachen wundert. 

Was machst Du, wenn Du nicht gerade Taxi fährst? 
In meiner Freizeit verbringe ich gern Zeit mit meinen liebsten und engsten Personen um mich herum. Ich liebe es zu kochen und neue Rezepte auszuprobieren. Oder einfach mal etwas „frei Schnauze“ zu kochen. Sport mache ich auch gerne, ich schubse Traktorreifen um und fahre viel und gerne Fahrrad. Ebenso ist es auch schön, wenn man mal Zeit für sich selbst hat und diese mit einem guten Kaffee auf dem Balkon verbringen kann.

Benny, gibt es eine Frage, die Du schon immer mal gestellt haben wolltest, oder die Du dich tagtäglich selber fragst?
Natürlich frage ich mich jeden Tag, was mich beruflich heute so erwartet und bin immer gespannt darauf, was mir der Tag so bringt. Ich frage mich außerdem, was ich in meinem Leben noch verbessern oder ändern kann, damit ich noch glücklicher und zufriedener sein kann. Neue Sportaktivitäten ausüben oder mal anderen Freizeitbeschäftigungen nachgehen. 

Zum Schluss: Jetzt, wo Du Model bist: Haben dich viele auf die Titelseite bei uns angesprochen, wurdest Du seitdem erkannt? Welches Feedback hast Du bekommen? 
Es gab unglaublich viel positives Feedback für mich. Zuerst war ich natürlich selbst etwas überrascht, dass mich dann doch so viele Leute darauf angesprochen haben. Nicht nur Familie, Freunde und Bekannte, sondern auch viele Kunden die mir Nachrichten und Fotos mit der PRISE zugeschickt haben.

Einige Kunden sprachen mich dann auch an und meinten, dass sie jetzt noch viel lieber mit mir fahren würden und sich freuen, dass ich auf dem Titelbild gewesen bin. Ebenso wünschten mir einige Freunde – natürlich auch mit einem Schmunzeln – ganz viel Erfolg für meine Modellkarriere, und sie würden mich demnächst dann auf den ganz großen Magazinen erwarten.  

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