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Feuer und Flamme

von Ute Lühr
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Schmuck ist so individuell und einzigartig wie der Mensch, der ihn trägt. Und wie der Mensch, der ihn fertigt. Janina Breitschuh ist so ein Mensch. In ihrem Keller hat sich die Lüneburgerin eine kleine Werkstatt eingerichtet, stellt dort ausgefallene Schätze her, mal aus alten Löffeln, mal aus ausgedienten Zuckerzangen, mal aus schmalen neuwertigen Metallstreifen, aber fast immer aus Silber. Zu kaufen sind die originellen Kostbarkeiten in der Regel nicht – vielmehr sind sie meist ein ganz persönliches Geschenk.

Spezielle Unikate

Vor vier Jahren hat die Leiterin eines vereinseigenen Sportstudios auf Initiative ihrer Freundin begonnen, Kurse bei der Volkshochschule zu belegen, hat dort die Grundtechniken der Schmuckherstellung gelernt, sie von Mal zu Mal verfeinert. Die Freundin hat sich mittlerweile anderen Hobbys zugewandt, Janina Breitschuh nicht: „Mich reizt zum einen der handwerkliche Umgang mit einem mitunter wertvollen Material“, sagt sie, „zum anderen aber auch das Ergebnis, das immer ein spezielles Unikat ist, das ich dann gerne verschenke.“ Und schließlich ist der Gang in den Keller für die vierfache Mutter auch auf andere Art ein Gewinn: Dort hat sie Ruhe. Bis zu drei Stunden arbeitet sie an einem Stück, hat sich dafür vor einiger Zeit auch das notwendige Handwerkszeug zugelegt: „Hier in Häcklingen gibt es immer zu Weihnachten einen kleinen Markt mit Kleinkunst“, erzählt Janina Breitschuh, „da habe ich vor zwei Jahren mal einiges von dem verkauft, was ich in den Schmuckkursen gefertigt habe.“ 

Aus Silberlöffel Broschen fertigen

Das Interesse war groß, der Umsatz auch – sie hat investiert: „Im Internet bin ich auf eine Goldschmiedin gestoßen, die ihren Betrieb aufgegeben hat. Da habe ich eine perfekte Werkbank und viel Zubehör erstanden.“ Die Werkbank, das ist ein spezieller Tisch mit einem halbrund ausgeschnittenen Arbeitsbereich, einem Holzklotz, dem sogenannten Feilnagel, sowie einem befestigten Werkbrettfell aus Leder, das die winzigen Späne auffängt, die beim Bearbeiten des Materials abfallen. „Die kann man theoretisch dann zusammensammeln und irgendwann einschicken, dann bekommt man die Reste eingeschmolzen wieder zurück“, sagt die Studioleiterin. Ansonsten lässt sich das Rohmaterial aber auch anders gewinnen: Die alten Silberlöffel ihrer Großmutter hat die Lüneburgerin bereits in Teilen zu Broschen, Ringen oder Armreifen verarbeitet, greift sonst aber auch auf den Großhandel zurück: „Dort lassen sich Metallplatten unterschiedlichster Stärke und Breite kaufen, und die bearbeite ich dann.“

Foto: nh/tonwert21.de

Schön ist, was gefällt.
Janina Breitschuh

Bevor ein Ring, ein Armband, ein Anhänger oder Ohrschmuck geformt wird, greift Janina Breitschuh meist zu einem Stempel, setzt ihn auf die Oberfläche auf und bringt mithilfe eines Hammers Struktur oder Muster ins Material. Dann wird dieses mit Zangen geformt, anschließend erhitzt, um die Schnittstellen zu löten – und auch das auf eine ganz spezielle Art: „Ich habe einiges ausprobiert, darunter die eigens dafür vorgesehenen Geräte“, sagt sie und lacht, „letztlich komme ich aber mit meinem Crème Brûlée-Brenner am besten klar.“
Das heiße Stück wird kurz abgekühlt und in Beize von Rückständen gereinigt. Dann kann es gebürstet, gefeilt und weiter verziert werden. Perlen, Steine oder Draht: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. „Schön ist, was gefällt“, sagt die Künstlerin, „besonders mir.“ Denn eins hat sie für sich in den vergangenen Jahren festgestellt: „Auftragsarbeiten sind nichts für mich, ich muss mich in meinem Schmuck immer wiederfinden.“ Ausnahmen hat es aber doch gegeben: Für Bekannte hat sie die Verlobungsringe gefertigt, für andere auch mal ein liebgewonnenes Teil repariert. „Es ist eben einfach zu schön, wenn ich mich mit Freundinnen treffe, die dann ein Lieblingsstück tragen, das ich mal in den Händen hatte“, sagt sie, „das ist einfach so einzigartig und individuell.“ Wie der Mensch, der es trägt.

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