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Mehr Platz für Ideen

von Melanie Jepsen
Erschienen: Zuletzt aktualisiert:

Was Timo Lüdeke-Dalinghaus und sein Team anpacken, das machen sie mit Leidenschaft. Viel getüftelt, geschleppt, gesägt und geschweißt haben die Lüneburger in den vergangenen Monaten, damit ihre Manufaktur Radkombinat ein neues Gesicht erhält. Vor sieben Jahren wagten Timo Lüdeke-Dalinghaus und seine Freunde den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit Re- und UpCycling schenken die Lüneburger seitdem Klassikern neuen Glanz, arbeiten gebrauchte Rennräder gründlich auf. Sie alle verbindet eines: das Faible für Fahrräder.

Nachfrage steigt

Timo Lüdeke-Dalinghaus steht am neuen Tresen des Verkaufsraumes. Er freut sich, dass alles pünktlich fertig geworden ist. Fünf Jahre betrieben er und sein Kumpel Lasse Kratzsch die Fahrradmanufaktur in der Ritterstraße. Doch der Platz reichte nicht mehr aus. In der Oberen Schrangenstraße 4 ­– dort wo sich früher im Waschsalon die Trommeln im Minutentakt drehten – haben sie etwas ganz Eigenes geschaffen. Im vergangenen Jahr sei die Nachfrage nach Fahrrädern wie Gravel Bikes und Tourenrädern stark angestiegen, sagt Geschäftsführer Timo Lüdeke-Dalinghaus. Darauf haben sie reagiert. Gemeinsam entwickelten die Freunde ein neues Sortiment, das neben ihren individuellen Rennrädern nun auch besagte Gravel Bikes, Urban Bikes, Tourenräder, Cargo- und E-Bikes umfasst. 

E-Bike als etabliertes Verkehrmittel

Das E-Bike biete nochmal ganz andere Möglichkeiten und spreche viele Gruppen an, die sonst vielleicht aus den unterschiedlichsten Gründen das Auto nicht stehen lassen würden, meint Timo Lüdeke-Dalinghaus. Gerade diese komplexeren Fahrräder und ihre elektronischen Komponenten machten das Thema so interessant: „Es macht Spaß, sich mit neuen Dingen auseinanderzusetzen. Wir sehen einfach, dass das E-Bike einen wesentlichen Anteil am Straßenverkehr ausmacht. Es ist kein Trend mehr, sondern ein wirklich etabliertes Verkehrsmittel, das bleiben wird und die Mobilität nachhaltig verändern kann.“ So lag es nahe, sich noch weiter zu differenzieren und zu spezialisieren. Neben ihrem Auszubildenden Jonas Morgenstern haben die Lüneburger Jannik Raykowski als Gesellen mit ins Team geholt.

Manufakturcharakter

Neben der größeren Verkaufsfläche verfügt die Manufaktur nun auch über einen größeren und offenen Werkstattbereich. Die gesamte Innenausstattung ist handmade. Die Affinität zum Handwerk und ihr persönlicher ästhetischer Anspruch haben die Fahrradprofis angespornt, alles selbst in die Hand zu nehmen. „Das Holz kommt vom Hof meiner Eltern“, sagt Timo Lüdeke-Dalinghaus. „Wir haben einen Eichenwald, den meine Familie nachhaltig bewirtschaftet.“ Die Eiche sei ein sehr regionales Holz, ein nachwachsender hochwertiger Rohstoff, der sich gut in das Ladenkonzept einfüge. „Es ist ein Holz, das lange hält und eine Ästhetik besitzt.“ Das Eichenholz kombinierten sie mit Stahl, ihrem Lieblingsmaterial. Das Raue des Stahls in Verbindung mit der Natürlichkeit des Holzes unterstreicht den Manufakturcharakter. Das Baumaterial transportierte das Team größtenteils mit dem Cargo-Bike durch die Stadt. Für alle war das Abenteuer Umzug eine spannende Herausforderung. Etwas zu lernen, das bringe ein Team auch immer zusammen, meint Timo Lüdeke-Dalinghaus. „Man identifiziert sich noch mal viel mehr mit dem Laden. Es ist quasi unser Baby. Da steckt viel Herzblut und Leidenschaft drin. Das ist auch Grundvoraussetzung für unsere Arbeit.“ Während viele andere Branchen stark durch Covid-19 getroffen wurden, spürt das Team von Radkombinat nur indirekte Auswirkungen.

Foto: nh/tonwert21.de

Individuell auf den Kunden abgestimmt

Im Moment sei die Nachfrage nach Fahrrädern unheimlich stark und gleichzeitig die Produktionskapazitäten sehr knapp, erklärt Timo Lüdeke-Dalinghaus. „Neben der Umgestaltung des Ladens hatten wir die Herausforderung, dass wir in dieser Saison genügend Ersatzteile für die Fahrräder bekommen.“ Im Radkombinat entstehen durch ausgewählte Neuteile technisch hochwertige und langlebige Einzelstücke, die auf die Bedürfnisse des jeweiligen Typs zugeschnitten sind und mit denen sich die Kunden identifizieren. Individuell konfigurierbare Neuräder auf Basis hochwertiger Stahlrahmen ergänzen das Konzept. Die Manufaktur spiegele leidenschaftliche Handarbeit und die Liebe zum Detail wider, freut sich Timo Lüdeke-Dalinghaus. Überall hängen handgefertige Fahrradrahmen und hochwertige Anbauteile. Dieser Spirit lebt nun auch am neuen Standort weiter. „Wir haben vier Monate die Köpfe zusammengesteckt, Abende hier im Laden verbracht. Umgeschoben und überlegt, wie kann wo was stehen. Im Kopf entworfen“, blickt Timo Lüdeke-Dalinghaus zurück.

Foto: nh/tonwert21.de

Neuer Standort, gleicher Spirit

Umso mehr freut er sich, dass die neue Werkstatt nun geöffnet hat: „Dass das, was wir machen von den Menschen in Lüneburg gut reflektiert wird, spornt uns natürlich an weiterzumachen. Es entsteht etwas, was die Lüneburger gut finden. Wir sind wirklich Teil der Fahrradmobilität in Lüneburg und können diese fördern.“ In vielen Bereichen würden junge Unternehmer neue Ideen und Konzepte entwickeln. Diese Aufbruchseuphorie sei gut für Lüneburg, ist sich Timo Lüdeke-Dalinghaus sicher.

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