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Ab in den Garten

von Melanie Jepsen
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Für die einen ist der Garten eine kleine Oase, die ihnen Ruhe, Entspannung schenkt, für die anderen der Ort, an dem Freunde und Familie zusammen Zeit verbringen, gemeinsame Grillabende genießen. Jetzt im Frühling blüht der Garten auf und lockt nach draußen. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen vieles nicht möglich ist, entschleunigen Gärten und regen zum Gestalten und Anpacken an. So werden Gartenbesitzer auch zu Selbstversorgern im Kleinen.

Große Vielfalt

Wer das Glück hat, einen eigenen Garten zu besitzen und sich schon morgens am Frühstückstisch an der Blütenpracht erfreut, möchte ihn nicht mehr missen. Seit jeher faszinieren Gärten die Menschen. Schon die Römer betrieben Gartenbau. Gärten können so unterschiedlich sein. Es gibt Haus- oder Nutzgärten, Gemüsegärten, Kleingärten, Naturgärten, botanische Gärten. Die Vielfalt ist groß. Doch eines haben sie gemein: Sie sind Lebensraum für Flora und Fauna. Im urbanen Raum schaffen sich die Menschen oft im Kleingarten ihr eigenes kleines Paradies.

Kleingärten im Trend

Sascha Rhein, Vorsitzender des Kleingärtner-Bezirksverbandes Lüneburg e. V., spürt den Trend zur Oase im Grünen. Bedingt durch die immer noch herrschende Corona-Pandemie seien Kleingärten immer beliebter geworden, sagt er. Aktuell zählt der Kleingärtner-Bezirksverband Lüneburg 2300 Mitglieder, Tendenz steigend. Die Anlagen seien Teil des öffentlichen Grüns, sagt der Lüneburger. Die Vereine tragen eine Verantwortung. Sie gärtnern nicht nebeneinander her, sondern arbeiten miteinander, helfen einander.

Gemeinschaftsgefühl stärken

So betreuen Kleingärtner auch ökologische Gemeinschaftsprojekte, sind Teil der Stadt. Gärten verbinden. Aus der Pandemie heraus entstand der Grüne Brief, ein mehrseitiger digitaler Newsletter des Verbandes, der alle Kleingärtner mit lokalen Berichten aus Gärten und Vereinen, Rezepten und rechtlichen Themen rund um den Kleingarten informiert. Aber auch Gartenbegehungen, bei denen sich der Vorstand des Bezirksverbandes unter Corona-Auflagen mit den Vereinen trifft, stärken das Gemeinschaftsgefühl.

Foto: nh/mj

Ein Stück Freiheit

Auch Familie Panzer aus Lüneburg hat sich ihren Traum von einem Garten im Grünen erfüllt. Die Panzers, das sind Sandra und Lars mit ihren Kindern Jonte (4), Finja (12) und Josi (15). Auf der Anlage des Kleingärtnervereins Kirchsteig e. V. in Lüneburg haben sie zwei nebeneinanderliegende Parzellen gepachtet. Dort gärtnern Eltern und Kinder gemeinsam, ernten Gemüse und erfreuen sich das ganze Jahr über an heimischen Wildpflanzen, die Vögeln und Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. Naturnah sollte ihr Garten angelegt sein, da waren sich die Familienmitglieder einig. Ihr Kleingarten sei nicht nur Treffpunkt der Familie und Freunde, sondern auch in Zeiten von Corona ein willkommener Ruhepol, erzählen Sandra und Lars Panzer. Hier können die Kinder spielen, auf dem Trampolin toben. Viele gemeinsame Erlebnisse verbinden sie mit diesem kleinen Paradies. „Es ist ein Rückzugsort, der uns einfach unglaublich entspannen lässt“, sagt Sandra Panzer – einfach ein Stück Freiheit.

Über 3000 Quadratmeter erstreckt sich der Garten von Ulrike Lohmann. Seit 2005 lebt sie mit ihrer Familie in ihrem Haus in Rullstorf. Die gebürtige Berlinerin genießt das Leben im ländlichen Raum, die Nähe zur Natur. Der große, naturnahe Garten bietet Vögeln und Insekten reichlich Lebensraum. Fast ausschließlich heimische und insektenfreundliche Pflanzen hat die Familie gepflanzt, darunter auch Apfelbäume, Ulme und Winterlinde sowie Kräuter.

Faszination Natur

Ulrike Lohmann ist fasziniert von den Farben, Formen und der Vielfalt, die die Natur bereithält. Sie ist verliebt in die Welt der Pflanzen und Tiere, die Welt des Kleinen. Mit ihrer Kamera begibt sich die Hobbyfotografin auf Entdeckungstour durch ihren Garten und hält Momentaufnahmen fest, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. „Es ist eine richtige Entdeckerleidenschaft geworden“, schwärmt die Mutter dreier Kinder. Ob Büsche, Bäume, Reisig, Kräuterspirale oder eine Pyramide aus Feldsteinen – Brutmöglichkeiten für Vögel und Unterschlüpfe für Insekten gibt es im Garten der Lohmanns reichlich.

Das kleine große Paradies

Viele Sitzgelegenheiten bieten Platz, um die Eindrücke auf sich wirken zu lassen und einfach zu genießen. Mitten im Garten steht ein Tiny-House. Es dient der Expertin für Kinesiologie als Büro. Künftig möchte sie es auch als Fotoatelier nutzen. Von dort aus eröffnet sich der Blick auf das große Baumhaus der Kinder. Auf dem Dach steht ein altes Fahrrad. Ein Erinnerungsstück ihres Mannes aus Studienzeiten, erzählt Ulrike Lohmann. Auf der angrenzenden Koppel stehen ihre beiden Pferde. Lebendigkeit prägt die grüne Oase mit Aussicht auf Wald und Felder. Ihr Garten, der ist für Ulrike Lohmann Entspannung, Ruhe, Neugier. Kurzum: ihr kleines, großes Paradies.

Ein Herz aus Efeu, ein Metall-Vogel, der aus dem Blumentopf schaut – keine Frage, bei Ingrid und Herbert Kletz im Garten gibt es viel zu entdecken. „Ein Garten muss zum Haus passen“, sagt Ingrid Kletz. So ist der Garten von Familie Kletz aus Melbeck seit ihrem Einzug im November 1989 mit den Jahren gewachsen, immer etwas dazugekommen. Viel Zeit und Arbeit wurde investiert.

Blick ins grüne Paradies

Vom Wintergarten aus kann das Ehepaar direkt ins grüne Paradies und auf den großen Teich schauen. Blumenbeete, Obstbaum, eine Sitzecke im Schatten des Haselnussbusches, das alles haben sie selbst angelegt und geplant. Herbert Kletz hat ein Faible für Buchsbaum. Mit viel Liebe zum Detail hat er Kugeln und Hecken in Form geschnitten, die den kleinen Bauerngarten hinter dem Haus einfassen. Hier erntet Herbert Kletz nicht nur Erdbeeren, sondern auch Rote Beete, Rhabarber, Gemüse und Kräuter.

Schmiedekunst

Früher war Herbert Kletz Kfz-Meister und Serviceleiter in einem Lüneburger Autohaus. Heute im Ruhestand zieht es ihn viel in den Garten. Neben seinem grünen Daumen hat der Melbecker eine zweite Leidenschaft: Seine Schmiedekunst. Aus altem Besteck, Fahrradschaltungen, Hufeisen und allerhand alten Dingen aus Metall, entstehen immer wieder neue fantasievolle Objekte wie Herzen, Blumen, Vögel und vieles mehr. „Das ist eine schöne Alternative zum klassischen Blumenstrauß“, weiß Herbert Kletz aus Erfahrung.

Immer was zu tun

Einige Objekte verschenkt er an Familie und Freunde, andere verkauft er auf Anfrage und bietet sie auf Handwerkermärkten an. Auch einen Rosenbogen als Durchgang zum Nachbarn hat er geschmiedet, den die Nachbarn mit Rosen bestückt haben. In den kommenden Monaten werden die Rosen ihre volle Pracht zeigen. Zu tun hat er immer etwas. Jetzt im Frühjahr möchte der Melbecker den Wasserlauf zum Goldfischteich auf Vordermann bringen, im Gemüsebeet wird bald Neues gepflanzt.

Der Garten von Heike Puchala und ihrem Mann Helmut Schönwerth hält einiges bereit. Wer durch die Gartenpforte tritt, erkennt sofort, wie viel Arbeit das Paar aus Wetzen in ihre grüne Oase steckt. Schon am Eingang fallen die kleinen getöpferten Pilze ins Auge, die zwischen den Tulpen hervorschauen. Vor zehn Jahren zogen beide von Hamburg in die Lüneburger Heide. Bereut haben sie es bis heute nicht. Auf ihrem Hof haben sie sich ihren Traum verwirklicht, alles selbst geplant, angelegt und gestaltet.

Nichts bereut

„Ich möchte der Natur etwas zurückgeben“, sagt Heike Puchala, während sie durch den liebevoll angelegten Garten führt. Sie hat sich bewusst für einen naturnahen Garten entschieden, der Flora und Fauna Lebensraum bietet und der ihnen als Nutzgarten dient. Häufig in Gärten zu finden seien zum Beispiel Kirschlorbeerhecken, bedauert Heike Puchala. Leider eignen sie sich für Insekten und Vögel eher wenig. Naturnahe, heimische Sträucher als Hecke seien besser als Kirschlorbeer und auch frostsicherer.

Frühstückseier der eigenen Hühner

Convenience kommt bei Heike Puchala und Helmut Schönwerth nicht auf den Teller. Ob Bohnen, Gurken, Lauch, Sellerie, Spinat, Tomaten, Zwiebeln – in ihrem Nutzgarten bauen sie alles an, was sie für eine bewusste und gesunde Ernährung brauchen. Ihre Hühner liefern ihnen täglich frische Frühstückseier. Auch viele Obstbäume, Sträucher und mehrjährige Stauden hat das Paar auf dem Grundstück angelegt. So ernten sie Sorten wie Erdbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Kirschen, Äpfel, Pflaumen und Quitten.

Ranch voller Leben

Rund um das Haus herum gibt es einiges zu entdecken. Hier und da finden sich selbstgetöpferte Gartenstelen, neben der Terrasse ein Teich, im vorderen Bereich des Gartens eine große alte Eiche. Auf ihrer Ranch leben zudem zwei Pfauen, drei Laufenten, Wellensittiche, zwei Collies und ihre Appaloosa/Araber. Mit viel Leidenschaft züchtet das Paar Pferde. Direkt neben ihrem Reitplatz haben Heike Puchala und Helmut Schönwerth kürzlich ein Gewächshaus gebaut, in dem sie Gemüse anpflanzen. „Ein Garten ist immer Arbeit, aber es ist eine schöne Arbeit“, meint die Wetzenerin.

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