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Kikeriki …

von Gastautor
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Hallo, huhu, mein Name ist Anja Neumann. Vielleicht kennen Sie mich schon, z. B. von einer meiner Touren durch das kulinarische Lüneburg. Kultur ist ja völlig meins, egal ob es um Leckereien geht, Musik und Unterhaltung oder Reisen. Und ich komme furchtbar gerne darüber mit Menschen ins Gespräch. Genau das mache ich hier jetzt. Lassen Sie uns doch auch mal eine Runde schnacken, wenn Sie Lust haben. Diesmal durfte ich für einen Schnack auf dem Hof Köhler in Dachtmissen vorbeischauen.

Wenn ich Ihnen erzähle, wie ich mein Frühstücksei am liebsten esse, dann fallen Sie bestimmt vom Glauben ab. Mit Butter und Salz. Eine kleine Unart, die ich von meinem Vater übernommen habe. Seit geraumer Zeit bin ich allerdings auf den Geschmack gekommen, die Unterschiede eines guten Eies herauszuschmecken.  – Das bilde ich mir zumindest ein. Ich kaufe nur noch Eier direkt vom Bauernhof und nicht mehr im Supermarkt. Ich glaube außerdem ganz fest daran, herausschmecken zu können, ob ein Ei frisch und aus Freilandhaltung ist. Für mich gehört es auf jeden Fall zum Sonntagsfrühstück dazu. Genauso wie der Orangensaft und die vielen frischen Produkte von den Bauern auf dem Markt. Es schmeckt einfach ganz anders. Der Hofladen Köhler in Dachtmissen ist einer der Höfe, die Eier aus artgerechter Haltung anbieten, direkt aus ihrem Hühnermobil. Ein guter Grund mal bei Familie Köhler für einen Schnack anzuklopfen.

Herr und Frau Köhler, wie sind Sie aufs Huhn gekommen?

Klaus Köhler: Die Haltung von Tieren gehörte schon seit Generationen zu unserem Hof. Da für uns die direkte Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse an den Konsumenten schon damals interessant war, entschieden wir uns Ende der 90er-Jahre dafür, eine kleine Anzahl an Hühnern zu halten. Dies war für uns der erste Schritt auf dem Weg zu unserem heutigen Hofladen. Seit dem haben wir sowohl das Sortiment als auch den Hofladen selbst stetig weiter ausgebaut – vom Eierverkauf aus der Waschküche zum Hofladen Köhler mit einem umfangreichen Sortiment an eigenen Produkten und regionalen Erzeugnissen.

Foto: nh/tonwert21.de
Ein mobiler Hühnerhof, was ist das eigentlich genau?

Klaus Köhler: Ein mobiler Hühnerstall bedeutet, dass die Hühner auf einer Wechselweide gehalten werden. Der Stall, in dem die Hühner leben, ist mobil. Er hat also Räder und wird im Rhythmus von 2–4 Wochen mit dem Trecker auf einen neuen Platz auf unserer Hühnerwiese versetzt. So finden die Hühner immer eine ausgeruhte frisch bewachsene Grasfläche vor. Darüber hinaus hat die Grasfläche, auf der der Mobilstall vorher stand, die Chance, sich zu erholen.
Am Tag können die Hühner sich draußen aufhalten und nach Lust und Laune flattern, im Sand buddeln, ein Sandbad nehmen und Gras fressen. In der Nacht sind die Hühner dann in ihrem Hühnerhotel, wo sie sauberes Wasser, gutes Futter, einen warmen Schlafplatz, einen eingestreuten Scharr- und Kratzraum und ein kuscheliges Lege-Nest vorfinden. Im Stall sind sie nachts zudem vor Beutetieren wie Fuchs und Marder geschützt. So haben die Hühner viel Abwechslung und können ihrem natürlichen Bewegungstrieb nachgehen.

Wer hatte die Idee bei Ihnen für das Hühnermobil und warum?

Anja Köhler: Die Idee, in ein Hühnermobil zu investieren, hat uns schon länger begleitet. Bei der Freilandhaltung von Hühnern sind aus unserer Sicht zwei Aspekte zu berücksichtigen. Zum einen sind Hühner Künstler in der Bodenbearbeitung. Dort wo sie über einen längeren Zeitraum gescharrt haben, wächst danach kein Grashalm mehr. Zum anderen bewegen sie sich ungern weit von ihrem Stall weg, wo sie Wasser, Futter und Schutz finden. Daher wäre eine große Wiese an dem bereits existierenden Stall für uns keine langfristige Lösung gewesen. Das Hühnermobil stellt aus unserer Sicht die Lösung für all diese Herausforderungen dar. Kurz gesagt, es hat uns überzeugt, unseren Hühnern, die uns jeden Tag mit frischen Eiern versorgen, durch den Mobilstall mehr Qualität zu bieten.

Was ist der Unterschied zwischen einer konventionellen Hühnerhaltung und dieser? Könnten Sie unseren Lesern bitte mal die Unterschiede zwischen Bodenhaltung, Freilandhaltung und mobiler Hühnerhaltung erklären?

Klaus Köhler: In der Bodenhaltung leben die Hühner im Stall, in dem sie sich frei bewegen können. Manchmal gibt es zusätzlich wie bei uns am alten Stall einen überdachten Wintergarten. Die Einrichtung der Ställe ist in allen drei Haltungsformen ähnlich. Es gibt einen eingestreuten Scharr-Raum, Futter, Wasser, Sitzstangen und Legenester. Anders als in der Bodenhaltung können sich die Hühner in Freilandhaltung tagsüber frei auf einer eingezäunten Weide bewegen. Eine andere Form der Freilandhaltung ist die Haltung in mobilen Ställen, bei der ein regelmäßiger Wechsel der Ställe auf der Weidefläche stattfindet. Mobilställe gibt es in kleineren Größen von 250 Tieren bis ca. 2000 Tieren. Es gibt keine Unterschiede in der Klassifizierung der Eier aus Freilandhaltung und mobiler Freilandhaltung.

Foto: nh/tonwert21.de
Ab wann kriegt ein Ei das Prädikat Bio?

Klaus Köhler: Bio – Freilandhaltung: Die Hühner haben im Stall und auf der Weide etwas mehr Platz als in der konventionellen Freilandhaltung und bekommen biologisch erzeugtes zertifiziertes Futter.

Wie viele tierische Gäste leben aktuell bei Ihnen?

Klaus Köhler: Bei uns leben 1400 Hühner in 2 Mobilställen. In dem etwas größeren Stall leben 800 Hühner und in dem etwas kleineren Stall leben 600 Hühner. Ausgelegt sind die Ställe für 900 und 700 Hühner. Diese Kapazitäten schöpfen wir aber nicht ganz aus, um den Hühnern etwas mehr Platz auch innerhalb des Stalls zu bieten.

Wie sieht so ein Tagesablauf für ein Huhn bei Ihnen aus?

Klaus Köhler: Um ca. 4.00 Uhr geht das Licht im Stall an. Ab 10.00 Uhr gehen die Auslaufluken auf und die Hühner können sich auf die Hühnerwiese begeben. Bis zur Dämmerung können die Hühner frei entscheiden, ob sie sich draußen oder im Stall aufhalten möchten. Mit Einbruch der Dunkelheit geht im Stall das Licht wieder an und die Hühner begeben sich selbstständig zurück in den Stall. Die Schließung der Auslaufluken ist über eine Zeitschaltuhr gesteuert und wird je nach Lichtverhältnissen geregelt, damit alle Hühner sich im Stall befinden, wenn die Luke zugeht. Im Winter fährt die Auslauftreppe etwa um 18.00 Uhr und im Sommer um 22.00 Uhr zu. Um sicherzustellen, dass dieser Vorgang reibungslos funktioniert, fahren wir jeden Abend nach Schließung der Luke zu den Mobilställen und kontrollieren, dass die Luken zu und alle Hühner im Stall sind. Zusätzlich zu dem täglichen Ablauf wird einmal in der Woche der Kot entnommen und frisch mit Hobelspäne eingestreut.

Ihre Eier können im Hofladen erworben werden, was gibt es denn dort sonst noch so Kulinarisches?

Anja Köhler: Wir bieten eine Auswahl eigener Produkte. Zu diesen gehören natürlich die Eier unserer Hühner sowie Kartoffeln aus eigenem Anbau. In unserem Hofladen finden sie sechs verschiedene Sorten von fest bis mehlig. Darüber hinaus bieten wir im Herbst eine Auswahl an Speise- und Zierkürbissen an. Aus unseren Eiern lassen wir von einer kleinen Nudelmanufaktur Nudeln herstellen. Außerdem gibt es im Hofladen verschiedenste Fruchtaufstriche und eingelegte Gurken aus der eigenen Hofküche. Neben unseren eigenen Produkten bieten wir von verschiedenen Berufskollegen aus der Region je nach Saison ein Sortiment an, das von frischem Gemüse, Spargel und leckerem Obst über Honig, Wurstwaren, Käse, Blumensträuße und Weine bis hin zu Feinkostartikeln wie Pesto, Essig und Olivenöl reicht. Im Sommer gibt es außerdem Bauernhofeis in unterschiedlichen Größen. 

Wie essen Sie ihr Ei am liebsten?

Anja Köhler: Das hängt ganz von der Tageszeit und dem Anlass ab. Morgens essen wir am liebsten ein gekochtes Frühstücksei mit festem Eiweiß und cremigem Eigelb. Die Perfektion des Eierkochens wird bei uns in der Familie sehr ernst genommen. Mittags schmeckt uns ein Spiegelei oder Rührei besonders gut. Und Sonntags zum Kaffee schmeckt der selbstgemachte Eierlikör hin und wieder auch ganz hervorragend.

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