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Die neue Heimat mit dem Bleistift entdecken

von Gastautor
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Von Lilly von Consbruch

Anfangs war es die schöne Altstadt, die Thorsten Kleier immer wieder von Buchholz in der Nordheide nach Lüneburg lockte. Er suchte sich sogar einen Stamm-Friseur in der Stadt, um immer wieder einen Grund für einen Spaziergang durch Lüneburgs Gassen zu haben. Vor einem guten Jahr lernte der 56-Jährige dann eine echte Lüneburgerin kennen – und verliebte sich in sie. Nun lebt er seit Anfang dieses Jahres bei ihr in Hohnstorf und sagt rückblickend: „Letzten Endes war es also eine tolle Frau, die mich herlockte.“

Gefehlt hat Thorsten Kleier in seiner neuen Heimat nichts, „im Gegenteil, die Umgebung ist eine Bereicherung“, sagt der Garten- und Landschaftsplaner. Und die Umgebung ist für ihn so wichtig wie wohl für kaum jemanden. Denn Kleier ist Urban Sketcher: „Wir zeigen die Welt, Zeichnung für Zeichnung“, erklärt er den Ansatz dieser Kunst.

Urban Sketching

Urban Sketching ist erst im Jahr 2007 in Seattle entstanden, die Zeichner haben sich damals ein eigenes Manifest gegeben. In diesem wird festgehalten, was die Kunst ausmacht. „Ein echter Urban Sketch entsteht vor Ort“, erklärt Kleier eine der wichtigsten Regeln. „Unsere Zeichnungen erzählen die Geschichte unserer Umgebung, der Orte an denen wir leben oder zu denen wir reisen“, lautet ein weiterer Grundpfeiler dieser Kunst. Es darf bei den Skizzen also nicht fantasiert werden, betont der Hohnstorfer, „wobei der Skizzenstil und die Genauigkeit jedem einzelnen vorbehalten bleiben.“

Auf Details achten

Durch sein Hobby hat Kleier seine neue Umgebung im Handumdrehen kennengelernt. Nun kennt er viele Orte deutlich besser, als seine Partnerin – die schon seit ihrer Kindheit in Lüneburg lebt. „Beim Zeichnen achtet man auf Details, an denen man sonst vorbei laufen würde. Man kommt dazu, sich anzuschauen, wie die Stadt entstanden ist, welche Geschichten sie erzählt.“

Skizzenbuch als Tagebuch

Wenn er an einem Ort Platz nimmt, um diesen zu zeichnen, kommt er oft mit Menschen darüber ins Gespräch. Das sei wichtig, denn um einen Ort zu zeichnen, müsse er eine Beziehung dazu aufbauen. „Wenn ich irgendwo hinfahre, schaue ich immer, was man da sehen kann – dann fahre ich dorthin und zeichne das.“ Und so erzählt sein Skizzenbuch wie ein Tagebuch von Ausflügen mit seiner Uta, von der Geschichte des Kalkbergs, dem Kloster Lüne oder den Gassen der Lüneburger Altstadt. 

Foto: nh/tonwert21.de

Und für all das braucht Kleier nicht mehr als einen Bleistift, einen Fineliner und Aquarellfarben. „Mein Rucksack ist mein Heiligtum“, sagt er, denn mit ihm zieht der NeuLüneburger los, um die Welt um ihn herum zu erkunden. Das macht er zwar auch gern allein, da er während des Zeichnens ohnehin abtaucht, ja fast meditiert, wie er es bezeichnet. Doch noch mehr Gefallen findet Kleier an der Gemeinschaft, die das Urban Sketching eigentlich ausmacht.

Beim Zeichnen achtet man auf Details, an denen man sonst vorbei laufen würde. Man kommt dazu, sich anzuschauen, wie die Stadt entstanden ist, welche Geschichten sie erzählt.
Thorsten Kleier

„Wir unterstützen einander und zeichnen zusammen“, heißt es unter anderem in dem Manifest der Urban Sketcher. Für Kleier ist das der wichtigste Punkt des Regelwerks. „Das Schönste und Wichtigste beim Urban Sketching ist, dass man gemeinsam loszieht, dass man voneinander lernt. Es geht darum, Menschen kennenzulernen, mit denen man ein gemeinsames Interesse teilt und gemeinsam neue Orte entdeckt.“

Eine Urban Sketching-Gemeinschaft aufbauen

Genau aus dem Grund möchte er nun im Landkreis Lüneburg eine Urban Sketching Gruppe ins Leben rufen. „Jeder kann damit anfangen“, versichert Kleier, schließlich brauche man nicht viel dafür und das Zeichnen könne man lernen. Ja, etwas Talent sei nicht verkehrt, stimmt er zu, allerdings komme es hauptsächlich auf den Willen an. „Man darf seine Ziele nicht zu hoch stecken“, rät Kleier. „Viele entmutigt es, wenn sie Zeichnungen von Urban Sketchers sehen, die das schon lange machen.

Aber so soll es nicht sein: In der Urban Sketcher-Gemeinschaft sagt nie jemand ,Du kannst das nicht‘, da unterstützt man sich gegenseitig.“
Wer Interesse hat, dem Urban Sketching Club Lüneburg beizutreten, um das Zeichnen und Stadt und Landkreis kennen zu lernen, kann sich per Mail () oder über Instagram (@thorstenkleier) an den Hohnstorfer wenden.

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