Morgens kommt man nicht aus dem Bett und abends reicht die Kraft gerade noch für Netflix. Die Herbstmüdigkeit greift um sich. Kein Wunder, der Sommer mit all seinen Vorzügen ist vorbei, und die Tage werden wieder kürzer. Damit sich diese Schläfrigkeit nicht zu einer regelrechten Herbstdepression entwickelt, gibt es einige Tipps, die helfen, die tristen Tage etwas freudiger zu gestalten.
Warum ist man im Herbst und Winter öfter müde?
Schuld für die kollektive Müdigkeit im Herbst und Winter ist die Erdrotation. Die Erde dreht sich in geneigtem Winkel um sich selbst. Da wir aber außerdem um die Sonne kreisen, bedeutet das, dass wir in der einen Jahreshälfte mehr und in der anderen weniger von der Sonnenstrahlung abbekommen. Für Bewohner der Nordhalbkugel sind deshalb die Herbst- und Wintermonate dunkler und kälter als auf der Südhalbkugel, wo in dieser Zeit Frühling beziehungsweise Sommer herrschen.
Dann kommt die Evolution ins Spiel. Unsere innere Uhr wird maßgeblich von zwei Hormonen gesteuert, die sich über die Jahrmillionen eng mit den wandelnden Lichtverhältnissen entwickelt haben. Bei Dunkelheit schüttet unser Gehirn Melatonin, ein sogenanntes „Schlafhormon“ aus. Umgekehrt wird bei Tageslicht Serotonin produziert, ein „Wachhormon“, das auch als „Glückshormon“ bezeichnet wird. In der dunkleren Jahreszeit verfallen wir dementsprechend in eine Art Winterschlaf für Menschen. Zur Steinzeit mag das noch sinnvoll gewesen sein. Heutzutage würde sich manch einer aber vermutlich etwas mehr evolutionären Fortschritt wünschen.
Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, diesem, für viele arbeitende Menschen unglücklichen, Zustand entgegenzuwirken und die Produktion der Glückshormone anzukurbeln.
Bewegung und frische Luft
So hilft es, sich viel im Freien zu bewegen, was den Kreislauf anregt und den Kontakt mit Tageslicht ermöglicht. Wer nicht gleich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren will, sollte zumindest seine Mittagspause nach draußen verlagern. Neben sportlicher Betätigung kann auch ein simpler Spaziergang eine sinnvolle Ergänzung im Tagesablauf sein. Wer tagsüber wenig nach draußen kommt, kann Tageslichtlampen nutzen, die kaltweißes Licht ausstrahlen und den Himmel zumindest ein Stück weit ersetzen. Abends sollte dieses Licht allerdings vermieden werden, um sich nicht um den Schlaf zu bringen.
Ernährung
Bananen, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Parmesan, Rindfleisch oder auch Kurkuma – Lebensmittel, in denen die Vitamine B3, B6, Zink, Magnesium oder ein hoher L-Tryptophangehalt (eine Aminosäure) vorkommen, tragen zur Steigerung des Serotoninspiegels bei. Eine besondere Rolle spielt das Vitamin B12, dessen Mangel zu einem Stimmungstief führen kann. In Austern, Leber oder Niere ist besonders viel enthalten, aber auch in Camembert, Thunfisch oder Lammfleisch. Veganer sollten auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen.
Vitamin D, das durch Sonnenlicht in unserer Haut gebildet wird, kann in der dunkleren Jahreszeit durch verschiedene Lebensmittel aufgenommen werden – zum Beispiel mit Aal, Hering, Forelle, Sardinen, Lachs, Pilzen, Eiern, Emmentaler und Avocado.
Und was ist mit Schokolade? Tatsächlich vermag die süße Verführung manch einem aus dem Stimmungstief heraushelfen. Das hat allerdings weniger ernährungstechnische als psychologische Gründe. Viele Menschen verbinden mit dem Genuss von Schokolade nämlich glückliche Momente in ihrem Leben.
Positiv denken, Stress vermeiden
Glückliche Momente weisen auf einen weiteren Tipp: Durch positive Gedanken lässt sich schlechte Stimmung quasi im Handumdrehen vertreiben. Anstatt immer nur die Schattenseiten der dunklen Jahreszeit heraufzubeschwören, sollten Sie sich angewöhnen, die schönen Aspekte von Herbst und Winter hervorzuheben. Mit einer ausbalancierten Tagesroutine lässt sich Stress wirksam vermeiden. Gönnen Sie sich neben genügend Schlaf, einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung an der frischen Luft aber auch die ein oder andere Belohnung. Wie wärs mit einem Kinobesuch, Kochen mit Freunden oder Pilzesammeln mit den Kindern?
Aus Herbstmüdigkeit wird Herbstfreude
Ob Halloween, Kürbissuppe oder einfach nur das Verfärben der Laubbäume – bei näherer Betrachtung wartet der Herbst mit einer Reihe an schönen Dingen auf, die über die kälteren Temperaturen hinwegtrösten. Und Weihnachten steht ja schließlich auch schon vor der Tür. rnd/dpa