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Spaß muss sein

von Cécile Amend
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Jeden Tag die Runde um denselben Teich und am Wochenende mal an die Elbe oder in die Heide? Manchen Hunden mag das genügen. Vielen aber auch nicht. Sie sind schlicht unterfordert. Viele Hundehalter sind der Meinung, dass ihr Hund nach einer ausgiebigen Fahrradtour ausgelastet ist. Körperlich vielleicht schon. Aber was ist mit dem Geist?

Die mentale Auslastung des Hundes macht ihn glücklich, fördert sein Selbstbewusstsein und die Beziehung zwischen Hund und Halter. Dazu eignet sich alles, wobei der Hund sein Köpfchen einsetzen muss: eine bestimmte Ausbildung, beispielsweise zum Jagd- oder Begleithund, Clickertraining – oder Spiele. „Spiele eignen sich bestens, um den Hund kognitiv zu beschäftigen, die Bindung zu stärken und als Team gut zusammenzuwachsen“, sagt Julia Steckelberg, die zweite Vorsitzende der Bezirksgruppe Lüneburg des Deutschen Retriever Clubs (DRC). Spielen stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl im Rudel und mit dem Menschen. Hunde pflegen im Spiel ihre Sozialkontakte und bauen überschüssige Energien ab.

Frei nach dem Motto des Meeresforschers Jaques-Yves Cousteau „Das Spiel ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann“, haben die Hundebesitzerinnen Milena Reinke mit ihrer Flat-Coated Retrieverin „Happy“ und Claudia Seemann-Reip mit ihrer Tochter Lissi und ihrer Labrador Retrieverin Aemilia einige Anregungen für die Hundefreunde unter den PRISE-Leser:innen. Bitte bei allem dafür sorgen, den Schwierigkeitsgrad des Trainings an den jeweiligen Hund anzupassen, damit er beim Üben Erfolgserlebnisse hat. Wer seine Fellnase vor unlösbare Herausforderungen stellt, sorgt für Stress, Überforderung und Frust.

1. Futterdummy apportieren

Lissi füllt einen Futterdummy mit Hundefutter, wirft ihn oder versteckt ihn in der natürlichen Umgebung. Aemilia muss ihn suchen und zurückbringen. Danach bekommt sie zur Belohnung ein Leckerli aus dem Futtersäckchen – ein guter Anreiz, um die angeborene Lernfreude zu fördern und das Apportieren zu lernen. Die Ration, die im Spiel verfüttert wird, wird von der abendlichen Fütterung abgezogen. Der Hund kann sich so sein Futter erarbeiten, ohne dass der Tagesbedarf an Nährstoffen überschritten wird. 

Um den Hund an den Futterdummy zu gewöhnen, wird der Beutel zunächst beim täglichen Spaziergang mitgeführt und der Hund daraus belohnt, etwa beim Bei-Fuß-Laufen oder wenn er auf Rufen kommt. Vorteil: Halter haben etwas in der Hand, was der Hund mit einer Belohnung verknüpft hat, wodurch er generell aufmerksamer ist. Tipps: Nicht immer sofort zum Futterdummy greifen, erst den Hund loben und streicheln, dafür, dass er mit seiner Beute zurückkommt. Ist der Hund bei der Arbeit sehr aufgeregt, ausreichend Pausen einlegen. Die Trainingseinheit beenden, wenn der Hund gerade gut apportiert hat und bevor seine Konzentration sinkt.

2. Touch

Lissi hat mit Aemilia im Laufe der Zeit diverse Tricks einstudiert, was den beiden unheimlich viel Spaß bereitet. Dabei hat sie zunächst den Finger gehoben, um Aemilias Aufmerksamkeit zu bekommen, und ihr dann ein Leckerli gegeben. Nach und nach hat sie Kommandos hinzugefügt, die sie mit Handbewegungen unterstreicht und mit Leckerlis belohnt, wenn Aemilia sie richtig ausführt. Der Hund lernt, auf das Kommando „Touch“ hin mit seiner Nase die Hand zu berühren. Ein praktischer Basis-Trick. Wenn der Hund diesen beherrscht, kann man damit sehr einfach und schnell andere Tricks wie zum Beispiel den Beinslalom oder Drehungen üben. Auch Sitz, Platz und Steh sind mit dieser Methode schnell gelernt. 

Ausführung: 1. Zeigen Sie dem Hund mit etwas Abstand Ihre Hand. Bewegt er sich auf die Hand zu, wird er gelobt und bekommt ein Leckerli. 2. Sie belohnen Ihren Hund genau in dem Moment, wenn er die Hand berührt. 3. Wenn Ihr Hund bereits beim Präsentieren der Hand sofort hin läuft und diese berührt, können sie ein Wortsignal hinzufügen wie „Touch“. 3. Wenn der Hund auf kurze Distanz auf das Signalwort Ihre Hand berührt, können Sie damit beginnen, das Signal auf größere Entfernung abzufragen. 4. Wenn das gut funktioniert, ist der nächste Schritt, die Ablenkung zu steigern, beispielsweise im Garten zu üben. Wenn Sie die Ablenkung steigern, anfangs mit kurzer Entfernung üben. 5. Im Freien Entfernung und Ablenkung langsam steigern, damit der Hund auch in ablenkungsreichen Situationen freudig auf das Kommando reagiert.

Foto: nh/tonwert21.de
Foto: nh/tonwert21.de

3. Pfötchen geben und High Five

Gib Pfötchen
Geben Sie Ihrem Hund den Befehl „Sitz“ und knien Sie sich vor ihn. Heben Sie mit der flachen Hand eine Pfote hoch und sagen deutlich das Kommando „Gib Pfötchen“. Wiederholen Sie dieses so lange, bis Ihr Hund von selbst die Pfote hebt, wenn Sie das Kommando sagen. Belohnen Sie ihn sofort mit einem Leckerli. Alternativ können Sie ein Leckerli in Ihrer Hand verstecken und dieses vor den Kopf Ihres Hundes halten. Ihr Hund wird versuchen an das Leckerli heranzukommen und wahrscheinlich dazu auch seine Pfote einsetzen. Legt er diese auf Ihre Hand, geben Sie ihm die Belohnung und sagen ein klares „Gib Pfötchen“.

High Five
Halten Sie Ihre Hand senkrecht vor Ihren Hund und sagen Sie das bereits bekannte Kommando „Gib Pfötchen“. Sobald Ihr Hund seine Pfote hebt und damit ihre Hand berührt, geben Sie ihm eine Belohnung. Vermutlich wird er zunächst verwirrt sein, warum Sie ihn schon belohnen, obwohl er seine Pfote noch gar nicht auf Ihre Hand gelegt hat. Nach und nach wird er sich an die neue Übung gewöhnen. Sobald er etwas Routine entwickelt, können Sie das Kommando „High Five“ einführen.

4. Slalom

Stellen Sie sich in Schrittstellung neben Ihren Hund. Steht Ihr Hund links von Ihnen, sollten Sie das rechte Bein vorne haben. In dieser Position halten Sie Ihre rechte Hand mit dem Leckerli weit durch ihre Beine hindurch und führen Sie langsam zurück auf die linke Seite. Ihr Hund wird Ihrer Hand mit dem Leckerli durch Ihre Beine hindurch auf die rechte Seite folgen. Jetzt gehen Sie mit dem linken Bein einen Schritt nach vorne und führen Sie die Übung andersherum aus. Sagen Sie dabei zum Beispiel deutlich das Kommando „Slalom“. Mit der Zeit können Sie immer mehr Schritte gehen, bis sie Ihren Hund belohnen. Hat er das Prinzip erst einmal verstanden, folgt er Ihnen, wie Aemilia Lissi, vielleicht auch irgendwann ohne Belohnung.

Foto: nh/tonwert21.de

5. Tauziehen

Milena Reinke und ihre Happy lieben dieses Spiel, bei der die Hundebesitzerin mit dem geknoteten Tau in ihrer Hand versucht, die Bewegungen von Beutetieren nachzuahmen. Dann darf Happy die Beute packen. Mal zieht Frauchen stärker am Seil, mal ihre Hündin. Wichtig dabei: Happy muss auch ab und zu gewinnen. Ansonsten verliert sie die Motivation.

6. Futtersuchspiel

Lässt sich prima beim Spaziergang integrieren: Milena Reinke verteilt Hundefutter, das abends von der Tagesration abgezogen wird, auf einer kleinen bewachsenen Fläche, während Happy Sitz macht und ihr dabei zuschaut. Dann etabliert sie das Kommando „Such“, während sie mit der flachen Hand über der Fläche kreist. Nasenarbeit lastet Hunde bestens aus: Eine Minute schnüffeln ist für Hunde ungefähr so anstrengend wie für uns 15 Minuten joggen.

Foto: nh/tonwert21.de
Foto: nh/tonwert21.de

7. Quietschspielzeug

Manche Hunde lassen es links liegen, andere können Quietschspielzeug kaum widerstehen. Doch Happy bekommt es von Milena Reinke nur selten. Vielfach wird davor gewarnt, Hunden Quietschspielzeuge zu überlassen, weil sie dadurch vermeintlich ihre natürliche Beißhemmung verlieren, da das Geräusch einem Schmerzschrei ähnelt. Vorsicht ist auch geboten bei Hunden mit geringer Reizschwelle, die sich leicht erregen lassen. Sie können durch das Spielzeug unnötig hochgepuscht werden, im Erregungszustand Regeln und Grenzen vergessen. Bei Happy ist das nicht der Fall. Und zum Glück gibt es noch so viele andere Spiele. Denn: „Wenn wir nur spazieren gehen, bin ich als Hundebesitzerinlangweilig und Spaß gibt es nur woanders, z.B. bei anderen Hunden. Wenn wir zusammen spielen, lernt mein Hund, mit meinem Menschen kann ich auch Spaß haben – so kann ich ihn beispielsweise auch leichter von anderen Hunden abrufen“, weiß Milena Reinke.

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