Headis, Bossa-Ball oder Skiken, Beachvolleyball, Inline-Skaten und Snowboarden: Der Sport bezeichnet vieles als Trend. Während das eine aber so neu und exklusiv ist, dass es kaum einer kennt, ist das andere schon seit einem Vierteljahrhundert angesagt. Trend ist eben nicht gleich Trend. Das zeigt sich auch beim Thema „Padel“. Nachdem diese Mischung aus Tennis und Squash im Jahr 1962 in Mexiko das Licht der Welt erblickte, löst sie besonders in Südamerika und Südeuropa einen wahren Hype aus, ist mancherorts fast so beliebt wie Fußball. Hier noch nicht. Das wird sich aber ändern.
Padel, ein Sport, der bleiben wird
Vor einem Jahr haben Rolf Hirschleber und Enno Strauch in Buchholz eine kleine Gesellschaft gegründet. Einziges Ziel: Dem schnellen Rückschlagspiel vor Ort einen Platz zu bieten – im wahrsten Sinne des Wortes. „Denn Padel, das ist kein kurzfristiger Boom“, sagen die beiden, „das ist ein Sport, der bleiben wird, ein Sport, der einfach und schnell zu erlernen, der voll Dynamik und Action ist, der einen einfach nur begeistert.“ Und sie wissen, wovon sie sprechen.
Auch für Anfänger geeignet
Vor einiger Zeit schon hat Rolf Hirschleber diese rasante Disziplin kennengelernt, während eines Trainingslagers mit seiner Tischtennismannschaft auf Mallorca. Die Faszination hat ihn schnell gepackt: „Die Schläger sind kurz, die weichen Bälle auch für Anfänger gut zu treffen“, sagt er, „zudem entstehen durch die gläsernen Seitenwände viel längere Ballwechsel als beim Tennis.“
Vom Tennis zum Padel
Tennis – auch das spielt der Geschäftsführer der Padel Sport Nordheide OHG, genauso wie sein Partner Enno Strauch. Als sie vor zwei Jahren Meister ihrer Spielklasse wurden, verlagerten sie ihre Aufstiegsfeier kurzerhand nach Hamburg, zum SC Condor: „Als Überraschung hatte ich dort die beiden Padel-Plätze gebucht und die Jungs zu einer Partie gebeten.“ Mit langfristiger Wirkung.
Vision verwirklichen
Aus zwei Teamkameraden wurden schnell zwei Geschäftspartner, die effektiv und zügig ihre Vision verwirklichten. „Wir sind auf unseren Tennisclub zugegangen und haben ihn überredet, uns einen Platz abzutreten, um hier zwei Courts zu errichten“, berichtet Rolf Hirschleber. Dann begann die Arbeit: Mit Drainagebeton wurde die Basis gegossen, auf der der langflorige blaue mit Quarzsand verfüllte Kunstrasenbelag verlegt wurde. Seitenwände aus Glas und Gitter umzäunen die 20 mal 10 Meter große Spielfläche.

Padel, das ist kein kurzfristiger Boom. Das ist ein Sport, der bleiben wird, ein Sport, der einfach und schnell zu erlernen, der voll Dynamik und Action ist, der einen einfach nur begeistert.Rolf Hirschleber
Viele Teile kamen aus Südeuropa, viele Fachleute aber nicht: Wegen der Pandemie hat besonders Enno Strauch, der in Buchholz eine Zimmerei betreibt, einen großen Teil der notwendigen Aufgaben in Eigenleistung erstellt. Das hat sich gelohnt, meint nicht nur sein Kompagnon.
Ganzjährig draußen
Als Mitglied im Tennisverein, als Inhaber einer Zehnerkarte oder aber als spontaner Gast: Spielen kann auf der neuen Anlage in Buchholz-Seppensen jeder und das zu jeder Jahreszeit: „Padel ist ein Sport, der ganzjährig draußen betrieben werden kann“, erklärt Rolf Hirschleber, „der Belag macht das fast uneingeschränkt möglich.“ Mit Sportkleidung und -schuhen kann das Match gestartet werden.
2 gegen 2
Wer keinen dieser kurzen und leichten, aus Schaumstoff, Carbon und Fiberglas bestehenden Schläger besitzt, bekommt sie in der Nordheide gestellt. Und auch die den Tennisbällen ähnlichen, aber weniger schnellen Spielgeräte sind im Preis mit inbegriffen. Die Mitspieler nicht. Enno Strauch sagt: „Padel wird ausnahmslos als Doppel, also zwei gegen zwei, gespielt, zu Trainingszwecken ist aber auch ein Einzel möglich.“
Padel, das ist kein kurzfristiger Boom. Das ist ein Sport, der bleiben wird, ein Sport, der einfach und schnell zu erlernen, der voll Dynamik und Action ist, der einen einfach nur begeistert.Rolf Hirschleber
Die Regeln sind dem vom Tennis angepasst – allerdings gibt es Unterschiede: Der Aufschlag wird von unten gemacht, der Ball dazu einmal auf dem Boden aufgesetzt. Und wer die Wände zu nutzen weiß, ist klar im Vorteil, sagt der Zimmermann, der beim Padel Sport Nordheide auch die Einsteiger trainiert: „Das ist eben das, was den Sport so spannend macht – man muss anders im Feld stehen, immer bereit sein, die Seiten- oder Rückabtrennungen miteinzubeziehen.“
Klare Regeln
Anstelle einer direkten Rückgabe kann der Ball so auch erst gegen eine der eigenen Wände geschlagen werden, bevor er das Netz überquert. Bei einem solchen Schlag muss der Spieler versuchen, das Spielgerät von unten nach oben in etwa zwei Metern Höhe an die Bande zu treffen, damit dieses möglichst hoch zurückspringt. In jedem Fall darf der Ball aber nie direkt an die gegnerische Glaswand oder den Zaun gespielt werden, dann gibt es einen Fehler.
Slice und Topspin
Der am häufigsten verwendete Schlag ist der Slice, bei dem der Schläger während des Schlagens von oben nach unten geführt wird, sodass der Ball eine Rückwärtsrotation erfährt. Topspin, das Gegenteil, wird eher selten angewandt. Wer am Netz steht, kann den gegnerischen Schlag auch als Volley direkt aus der Luft nehmen oder als Schmetterball. Mit hoher Geschwindigkeit wird der Ball dabei per Überkopfschlag ins Feld des Gegners gedroschen.
Tennisspieler begeistert die neue Sportart
Tennisspieler kennen all diese Techniken – und sie sind es auch, die einen Großteil der Padel-Aktiven stellen. Rolf Hirschleber erklärt: „Wir haben etwa 500 registrierte Interessenten der neuen Sportart, 70 bis 80 Prozent von diesen kommen vom Tennis.“ Und bestreiten bereits erste Turniere. Seit 2021 gibt es eine Bundesliga, an der die Buchholzer in der Herren Ü50 vertreten sind. Vier Dreiergruppen gibt es dort, verteilt über die ganze Republik. „Wir haben die Vorrunde gewonnen, das Halbfinale auch und mussten uns erst im Endspiel geschlagen geben. Das war grandios, denn in allen anderen Altersklassen haben nur bekannte Vereine einen Erfolg verbucht.“
Der Norden holt auf
Bekannte Vereine – das ist neben dem SC Condor aus Hamburg beispielsweise UniSport Köln oder der STC Oberland in Hahn. „Viele Courts liegen im Westen oder Südwesten Deutschlands“, sagen die beiden Buchholzer, „aber das wird sich sicherlich ändern.“ Der Norden holt auf – da sind sich Rolf Hirschleber und Enno Strauch sicher. Und dann wird aus dem Trendsport Padel irgendwann ein Megatrend.
Schon gewusst?
Padel, oder Paddle Concuera, wie es in seinen Anfängen genannt wurde, entstand 1962 aus der Laune eines Mexikaners: Dieser hatte in seiner Residenz ein Ballwandspiel errichtet, zu dem er sich plötzlich entschloss, ein mittleres Netz einzubauen und alle Seiten mithilfe einer niedrigen Mauer zu umschließen – aus Bequemlichkeit, damit der Ball im Feld blieb. Die neue Art des Spiels faszinierte Enrique Corcuera aber derart, dass er seinen Freund, Prinz Alfonso zu Hohenlohe, damit ansteckte, der in seinem Hotel in Marbella zwei Courts errichten ließ. Dort wurden auch die ersten Turniere gespielt, bei denen ein professioneller Akteur mit einer bekannten Persönlichkeit auf dem Platz stehen musste, was die Popularität sowohl in Spanien als auch in Südamerika stark förderte. Heute sind in Argentinien geschätzt sechs Millionen Spieler auf 40.000 Plätzen aktiv, in Spanien gibt es um die 100.000 Courts. Die erste Anlage in Deutschland entstand 2002 in Halberstadt.