Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal“, soll der Schriftsteller und Satiriker Kurt Tucholsky einst gesagt haben. Im Tierheim Lüneburg wünschen sich das die zahlreichen Bewohner auch. Weil potenzielle Kandidaten aber mitunter rar, die Kapazitäten der vorhandenen Mitarbeitenden oft nicht ausreichend sind, um den Bedürfnissen ihrer Kurz- und Langzeitgäste im vollen Umfang zu entsprechen, ist Hilfe nötig: Gassi gehen oder Kuscheln – so mancher stellt sich in den Dienst der Vierbeiner, leistet damit einen wichtigen Beitrag für den Tierschutz. Und für sein seelisches Gleichgewicht.
Beitrag für den Tierschutz
„Wir haben immer Ehrenamtliche, die regelmäßig in unsere Einrichtung kommen, um sich in ihrer Freizeit mit Hunden oder Katzen zu beschäftigen“, sagt Franziska John, Geschäftsführerin des Tierheims an der Bockelmannstraße. „Das sind viele Menschen, die gerne selbst einen Vierbeiner hätten, sich diesen Wunsch aufgrund persönlicher Umstände aber nicht verwirklichen können.“
Vertrauensvolle Beziehung aufbauen
Einmal pro Woche, eine halbe Stunde oder auch mehr – und das über eine längere Periode: „Das ist schon ideal“, sagt die 29-Jährige, denn nur so könne sich zwischen Tier und Mensch eine gute und vertrauensvolle Beziehung aufbauen, könnten beide Seiten von den Begegnungen bestmöglich profitieren. Und das täte auch den personalsuchenden Bewohnern gut, denn: „Zuneigung braucht ja nicht nur ein Hund.“
Erhöhung der Chance auf Vermittlung
„Katzenkuscheln“ heißt somit die präzise, wie auch liebevoll beschriebene Aufgabe, für die sich im Tierheim besonders die weiblichen Ehrenamtlichen bewerben und damit einen wichtigen Beitrag für eine aussichtsreiche Zukunft der betreuten Vierbeiner leisten: „Denn diejenigen, die den Umgang mit dem Menschen gewohnt sind, bleiben ihm auch zugetan. Und das erhöht ihre Chance auf Vermittlung.“
Fundtiere
Um die 90 Katzen wohnen in der Regel an der Bockelmannstraße – manche länger, manche kürzer, der Großteil aber aus demselben Grund: „Es sind Fundtiere, die auf der Straße leben und von einem besorgten Tierfreund gemeldet werden“, erklärt Franziska John. Das sei bei den Hunden doch anders: Während diese in den allermeisten Fällen von ihrem Besitzer wieder abgeholt werden, sollten sie unter freiem Himmel aufgegriffen worden sein, bleiben in der Regel doch nur solche, die gezielt abgegeben werden. So wie Anton.
Spenden für die Gesundheit der Tiere
Anton ist fünf Jahre alt und eins der Sorgenkinder der Einrichtung – nicht, weil er zu Aggressionen neigen würde oder sich mit Herrchen oder Frauchen nicht versteht: „Er ist zwar nicht kinderkompatibel, weil er diesbezüglich schlechte Erfahrungen gesammelt hat, ansonsten aber ein wahnsinnig kuscheliger Geselle, der auf Menschen sehr freundlich reagiert.“ Allerdings, und das sei der Pferdefuß des Hundes: Er hat ein ausgeprägtes Hüftproblem, das nun behoben werden soll: „Rund 6000 Euro wird die Operation kosten“, erklärt die Tierheimchefin, „Geld, das wir durch Spenden versuchen, aufzubringen.“ Denn nur dann, davon ist sie überzeugt, habe Anton eine reelle Chance auf eine gute Vermittlung.
Geringe Voraussetzungen
Die ist Ole schon fast sicher. Ole ist ein graugetigerter Kater und fast noch ein Teen. Weil er ausgesprochen neugierig, zutraulich und sehr verschmust ist, hat er bereits eine ernst zu nehmende Interessentin gefunden. „Das ist natürlich der Idealfall“, sagt die 29-Jährige, „aber leider nicht die Regel.“ Allen anderen wird deshalb auf die Sprünge geholfen: „Wer sich für das Katzenkuscheln interessiert, kann sich gerne bei uns melden“, so die Geschäftsführerin, „und dann nach Terminvereinbarung vorbeikommen.“
Eine kurze Hygieneschulung und ein Paar Seiten an Formalitäten: Die Voraussetzungen für ein Engagement sind gering. „Wir erfragen zunächst den Stand der Erfahrung im Umgang mit einem Tier und den Wunsch der zu leistenden Betreuung.“ Dann geht es in die Räume. „Je nachdem, ob die Ehrenamtlichen sich lieber um eine bereits zutrauliche Katze kümmern möchten oder die Herausforderung mit einer scheuen suchen, wählen wir die Kandidaten aus.“ Eine oder mehrere: Das kann jeder am Ende selbst entscheiden. „Wichtig ist nur eine gewisse Kontinuität, denn nur das führt am Ende zum Erfolg“. Und zum Umzug.