Christian Busch hat seine Berufung gefunden, sein Job ist voller Leben und befasst sich doch auch intensiv mit dem Tod: Als Friedhofsgärtner ist er für beide Welten zuständig – für diejenigen, die sich in Trauer und Erinnerung an die Verstorbenen zu deren letzten Ruhestätte begeben, und für diejenigen, deren Reise eben dort geendet ist. So kümmert er sich um die Gräber, die Pflanzen, die Wege und die Beete und gleichermaßen um die Menschen, die kommen, um ihrer Angehörigen zu gedenken. Traurig findet Christian Busch seinen Beruf deshalb noch lange nicht. Ganz im Gegenteil.
Zuverdienst zum Taschengeld
„Der Mensch kommt auf die Erde, der Mensch geht von der Erde“, sagt der gebürtige Magdeburger nüchtern, „das ist eben der Lauf des Lebens.“ Und der ist ihm schon lange vertraut: Bereits als Jugendlicher hat er kleinere Arbeiten auf einem Friedhof erledigt, sich so etwas zu seinem Taschengeld dazu verdient – der Kontakt entsprang keinem Zufall, war sein Vater doch für die Anlage verantwortlich. Trotz allem entschied sich sein Sohn zunächst für eine Ausbildung im Straßentiefbau, wechselte später in den Garten- und Landschaftsbau. „Das war aber irgendwann keine Erfüllung mehr.“
Viele positive Rückmeldungen
Immer mehr Steine, immer mehr Pflaster, immer weniger Grün – mit fast 50 Jahren wagte Christian Busch einen Neuanfang. Und ist glücklich. „Hier bekommen wir regelmäßig so viele positive Rückmeldungen wie in keinem anderen Beruf“, sagt er, „und das ist eine große Erfüllung.“ Für die er und das gesamte Team der Lüneburger Friedhöfe aber auch viel leisten müssen – am Menschen und an Pflanzen gleichermaßen.
Kreativität und Einfühlungsvermögen
„Unsere Arbeit ist wahnsinnig vielfältig“, sagt der Uelzener, „und findet fast ausschließlich draußen statt.“ So widmen sich die Friedhofsgärtner mit Kreativität und Einfühlungsvermögen dem Anlegen, Gestalten sowie der Pflege von Baum- und Rasen-, sowie der zahlreichen Kriegsgräberstätten, übernehmen zudem die Verantwortung für die Gesamtheit der parkähnlichen Anlagen, schneiden Pflanzen und Gehölz, säubern Wege und mähen Rasen. Und das alles mit viel Handarbeit, um die ruhige und friedvolle Atmosphäre dieser besonderen Orte nicht zu stören.
Auch um die Trauernden kümmern
„Ebenso kümmern wir uns aber auch um die Trauernden“, erklärt der Angestellte der Stadt, „sorgen für eine würdevolle Atmosphäre bei Totenfeiern und Beisetzungen, dekorieren die Kapelle, gehen den Bestattern zu Hand und sind die Ansprechpartner für die Angehörigen.“ So sei es nicht ungewöhnlich, dass die Friedhofsgärtner auch den Trauerzug begleiteten oder die Urne beisetzten. „Und natürlich heben wir außerdem die Gruften aus“, sagt Christian Busch. Auch im Winter.
Mit Herbstlaub gegen den Frost
Mit der Hand werde diese Arbeit mitunter gemacht, so der Fachmann, technisches Gerät sei aber auch vonnöten: „Wenn wir wissen, dass für einen bestimmten Bereich Aufträge vorliegen, tragen wir den Rasen ab und bedecken die Erde mit Herbstlaub, dann zieht der Frost nicht so tief in den Boden ein. Familiengräber dieser Art seien mittlerweile aber nicht mehr das Maß aller Dinge – die Gesellschaft habe sich gewandelt, und das schlage sich auch in der Bestattungskultur nieder.
Einer, der sich mit den Folgen dieser Entwicklung beschäftigen muss, ist Hans Hockemeyer. Der Verwaltungsleiter Friedhöfe kennt sich nicht nur auf den sieben städtischen Ruhestätten bestens aus – er weiß auch, welchem Trend sie unterliegen: „Die großzügigen Familiengrabstätten mit ihren repräsentativen Steinen oder gar monumentalen Grabanlagen bis hin zu Gruften sind längst nicht mehr so gefragt“, erklärt er, „und das hat ganz vielfältige Gründe.“
Zum einen rücke das Bewusstsein für die religiöse Bestattungskultur immer mehr in den Hintergrund, während weltliche Varianten, „durch freie Grabredner“, bevorzugt würden. „Zum anderen sind Familien nur noch selten an einen Ort gebunden, suchen die Hinterbliebenen deshalb lieber nach einer Stätte, die pflegeleicht ist.“ Dem trägt die Verwaltung unter anderem auf dem Waldfriedhof in Kaltenmoor Rechnung.
Baumgräber – klein und pflegeleicht
Baumgräber entstehen hier an den unterschiedlichsten Stellen, bieten jeweils zwei Urnenplätze nebeneinander. Mittlerweile gibt es hier bereits 120 dieser Stätten – Tendenz steigend, liegt der Vorteil doch klar auf der Hand: „Die Grabstellen sind kleiner und daher auch viel pflegeleichter als die herkömmlichen Gräber“, erklärt Hans Hockemeyer, „zudem sind sie günstiger und werden von uns mit bereut.“ Gleichzeitig bieten diese letzten Ruhestätten aber genügend Platz zum Trauern, denn auf jeder ist ein festgelegter quadratischer Bereich für eine Grabplatte reserviert.
Wie die Paare dort gebettet werden sollen, erklärt der Friedhofsgärtner: „Männer rechts, Frauen links.“ Das war früher schon in den Kirchen so. Hans Hockemeyer ergänzt: „Für Singles arbeiten wir derzeit am passenden Angebt, für die haben wir noch keine Einzelstellen für Urnen an Bäumen, dies soll aber auch bald möglich sein.“ Denn auch das sei schließlich ein wachsender Teil der Gesellschaft. Wie andere Religionen. Und auch das wird in Lüneburg berücksichtigt.
Ein Feld für muslimische Bestattungen
„Wir haben in Lüneburg auf dem Nord-West-Friedhof seit 2008 auch ein Feld für muslimische Bestattungen“, sagt der Friedhofsverwalter, ein weiteres entstünde zudem auf dem Waldfriedhof. Zudem fänden auch Beerdigungen von Mitmenschen statt, bei denen die Angehörigen am offenen Sarg Abschied nähmen, oder auch buddhistische Bestattungen mit Klangschalen und Tischen voller Lebensmittel als letztes Mahl für die Verstorbenen. „Wir sind multikulturell“, sagt Hans Hockemeyer lächelnd, „und entwickeln uns stetig weiter.“
Der Beruf des Friedhofgärtners eine der sieben Fachrichtungen des Gärtners, bei der zunächst dasselbe Fundament gelernt wird, ehe die speziellen Fähigkeiten vermittelt werden. Diese liegen im Fokus auf Botanik und Floristik, was von Bedeutung ist, um Grabgestecke, Sträuße und Kränze zu gestalten. Darüber hinaus zählen fachübergreifende Informationen zu Friedhofsverordnung und dem Friedhofsrecht, zur Betriebswirtschaft und zum Umweltschutz Ausbildungsinhalte dar. Neben Friedhofsgärtnerinnen und -gärtnern sind auf den Anlagen aber auch Arbeiter tätig, die vergleichbare Aufgaben übernehmen, meist aber nicht über das spezielle Fachwissen verfügen.
Der Beruf
Der Beruf des Friedhofsgärtners ist eine der sieben Fachrichtungen des Gärtners, bei der zunächst dasselbe Fundament gelernt wird, ehe die speziellen Fähigkeiten vermittelt werden. Diese liegen im Fokus auf Botanik und Floristik, was von Bedeutung ist, um Grabgestecke, Sträuße und Kränze zu gestalten. Darüber hinaus stellen fachübergreifende Informationen zu Friedhofsverordnung und dem Friedhofsrecht, zur Betriebswirtschaft und zum Umweltschutz Ausbildungsinhalte dar. Neben Friedhofsgärtnerinnen und -gärtnern sind auf den Anlagen aber auch Arbeiter tätig, die vergleichbare Aufgaben übernehmen, meist aber nicht über das spezielle Fachwissen verfügen.