Henning Basse also. Obwohl ich mich mit Metalmusik nicht auskenne und den Mann noch nie persönlich getroffen habe, ist mir sein Name ein Begriff. Er ist nicht nur Lüneburger Musikkreisen geläufig, sondern in der nationalen und übernationalen Metal-Szene bekannt. „Henning Basse gehört zu den besten und erfolgreichsten deutschen Sängern im Rock- und Metal-Bereich“, heißt es auf seiner Homepage. Basse spielte bis heute in nahezu 30 Bands mit, er ging mit Größen auf Tourneen wie Uli Jon Roth, dem ehemaligen Lead-Gitarristen der Scorpions, oder sang bei Soloauftritten des Gitarristen Gus G., der früher in Ozzy Osbournes Band spielte. In Lüneburg ist Henning Basse aber auch für seine Arbeit als Gesangslehrer in seinem Studio Vocalbase geschätzt. Ein Tausendsassa. Wie also eine Geschichte über ihn angehen?
„Mach doch einen Selbstversuch“, sagt der Kollege – und mir entfährt spontan ein „Nein“. Als ich in den Tagen vor meinem Termin mit Henning Basse noch einmal über dieses Gespräch nachdenke, frage ich mich, wieso eigentlich mein Kopf so schnell eine Absage erteilt hat, obwohl ich doch ganz gerne singe und sogar schon dann und wann die nie umgesetzte Absicht hatte, selbst Gesangsstunden zu nehmen? Vielleicht ist die Idee ja doch gar nicht so schlecht?
Als Henning Basse den PRISE-Fotografen und mich in sein Studio bittet, steht zunächst die Frage nach den Fotomotiven im Raum. Eben noch entschlossen, vielleicht doch einen Selbstversuch zu wagen, verlässt mich angesichts des mir fremden Menschens und des Mikrofons der Mut. Ach nee, lass mal, ich muss nicht unbedingt mit auf das Foto. Nee, nee, macht ihr mal. Basse wäre für alles zu haben. Aber er scheint zu spüren, was gerade Sache ist. Er hält sich zurück: „I go with the flow.“
Sein Talent damals schon unüberhörbar
Mit sechs Jahren sang Henning Basse im Kirchenchor von St. Johannis, danach zwei Jahre als Gospelsänger, in denen er aber als notorischer Zappelphilipp sein impulsives Temperament nur mühsam zügeln konnte: „Ich habe schnell gemerkt, dass ich eine Frontsau bin.“ Und dass sein Instrument seine Stimme ist. Mit 13 die erste Band mit Schulfreunden. „Bad Obsession“ übte im Probenraum des Lüneburger „1000 Steine Projekts“ der Fachstelle für Suchtprävention drobs, lieferte erste Auftritte im Glockenhaus, Café Klatsch und der Rockerkneipe „Ulcus“ – „so etwas fehlt heute in Lüneburg“, so Basse.
Sein Talent damals schon unüberhörbar. Er nahm Gesangsunterricht am Lüneburger Theater. „Eines Abends drückte mir der Bassist einer Band namens Bourbon Street deren Demo in die Hand und fragte, ob ich mal bei einer Probe vorbeischauen könnte.“ Nachdem er vorgesungen hatte, waren sich alle einig, dass es richtig rockt. Schnell wurden Bourbon Street zu den local heroes der Stadt und spielten regelmäßige auf Stadtfesten, in Kneipen und Clubs. Der Grundstein seiner Karriere. Musik sollte sein Leben sein, keine Zweifel. „Aber mir war von Anfang an klar, dass ich Geld verdienen will – und muss.“
Basse suchte und traf die richtigen Leute zur richtigen Zeit. Durch seine Auftritte mit der Iron Maiden Tribute Band in Hamburg knüpfte der Sänger wichtige Kontakte in der dortigen Musikszene. „So bin ich vom Regionalen ins Nationale und schließlich ins Übernationale gerutscht.“ Warum Metal? „Es ist ein Lebensgefühl?! Die energiegeladene Musik, die auch eine Art positive Agressivität austrahlt und überträgt. Die lauten Gitarren, die laute Musik … und in keinem Genre gibt es so viele Richtungen wie im Rock, Hard Rock und Metal. Wer nicht weiß, wie Metal sich anfühlt, dem empfehle ich mal eine Woche auf einem Festival.“ Und warum so viele Bands? „Ich habe viel rumprobiert mit Bands und Leuten. Sind die spielerisch? Sind die cool? In diesem Haifischbecken Musikbusiness macht man gute Erfahrungen, aber auch viele schlechte“, resümiert der Sänger.
Erfolge, Ruhm – und irgendwann am Limit. Im Jahr 2000 war Henning Basse mit Metalium auf Tour, neben Sons of Seasons seine Wahlband. “Während der Tournee bin ich an meine gesangliche Grenze gekommen“, erinnert sich der Lüneburger, „3, 4 Tage die Woche lieferten wir 90-Minuten-Shows. Ich war sehr hoch in meiner Bruststimme. Eine äußerst sportliche Art zu singen.“ Die viel Energie kostet. Basse machte sich auf die Suche nach Gesangslehrern, nahm in Hamburg und Hannover Unterricht, um Methoden zu lernen, ökonomisch zu singen, ohne heiser zu werden. Dabei fand er nicht nur neue Techniken – sondern auch eine neue Bestimmung: selbst Gesang zu unterrichten. „Ich stellte fest, dass ich ganz gut im Vermitteln bin.“
Körperspannung, Resonanzraumtechnik, Atemtechnik sind dabei das eine. In seinem Vocalbase-Studio lernen Schüler beispielsweise Übungen, um die Muskulatur aufzuwärmen, das Zwerchfell, die Zwischenrippen-, die Bauch- und Flankenmuskulatur, damit die Stimmlippen schwingungsfähig werden und die Aufhängemuskulatur des Kehlkopfes gestützt wird. Sie erhalten theoretische Inhalte zur Stimmbildung, Anatomie, Intonation, Harmonielehre und Rhythmik. Sie erfahren, wie sie verschiedene Stimmfarben und Ausdrücke erzeugen und wie man sich einen Song erarbeitet – von der Melodie über das Phrasing bis hin zu den Atmungspunkten.
Doch alle Technik ersetzt eines nicht: Musikalität. „Singen zu lernen, heißt noch lange nicht, dass ich eine gute Stimme habe und eine gute Stimme zu haben, heißt noch lange nicht, dass ich singen kann“, erklärt Basse, „Musik muss nach Gefühl entstehen, aus dem Bauch heraus, nicht nach Theorie und Notation.“ Früher hat der Gesangslehrer jeden unterrichtet „vom Casting-Show-Gucker bis zum Unter-der-Dusche-Sänger“. Heute ist er bei der Auswahl seiner Schüler etwas anspruchsvoller. Erfahrung müssen diese nicht mitbringen, auch absolute Anfänger können bei ihm Stunden nehmen. Aber sie sollten ein klares Bild von ihren Zielen haben, von dem, was sie erreichen wollen – und großes Engagement. „Denn nur mit regelmäßigem, ausdauerndem Training automatisieren sich die verschiedenen Techniken im Körper. Und erst, wenn der Körper kapiert hat, kapiert es auch die Seele.“
Henning Basses eigene Seele ist in den vergangenen Jahren etwas unter die Räder gekommen. Sein letztes Konzert sang er am 5. Dezember 2019 mit der Band Firewind als Opener der Queensrÿche-Europatournee in den Schweizer Alpen. Dann kam Corona. Basse wollte als Chorsänger mit der Band Santiano auf Tour gehen. 35 Shows wurden im März 2020 gecancelt. Dazu die Angst: „Dürfen und werden meine Schüler weiter kommen? In den ersten drei Monaten der Pandemie ging ja gar nichts mehr. Die Kultur wurde von der Politik schlicht vergessen, weil wir keine Lobby haben.“ Dann kam irgendwann die Soforthilfe, und glücklicherweise kamen auch die Schüler zurück. „Sie haben mich durch die Pandemie getragen“, sagt Basse. Anfang dieses Jahres sah alles wieder ganz rosig aus, da knickte Basse beim Müllrausbringen im eigenen Garten um, musste im Lüneburger Krankenhaus operiert werden und entwickelte dort eine Lungenembolie. Vier Wochen musste er bleiben. Das war dann auch dem einen und anderen Schüler zu ungewiss, sodass aktuell wieder Gesangsstunden bei Vocalbase zu haben sind.
Singen kann mehr als nur schön klingen
Vielleicht sollte ich doch? Mit meiner Hürde im Kopf bin ich nicht allein. „Singen ist die intimste Art, sich musikalisch auszudrücken. Die Seele schwingt ja immer mit. Man muss sich sehr öffnen“, sagt Henning Basse. Die Stimme sei ein kreatives Mittel, um Gefühle auszudrücken und bei keinem anderen Instrument gebe es so viele Variationsmöglichkeiten. Man lerne beim Singen viel über sich selbst. Alle, im speziellen aber auch Menschen mit psychologischen Problemen, helfe das Singen, Vertrauen in sich selbst zu bekommen. „Durch Gesang bekommen wir unsere Urstärke zurück“, so Basse, „ich kann dabei feinfühlig unterstützen, aber die Angst vor dem Singen zu überwinden, das muss der potenzielle Schüler selbst.“
Verlosung
Sie möchten sich langfristig eine solide Basis schaffen, um Ihre Stimme mit ihren weitschichtigen, oft ungeahnten Facetten zu entdecken? Dann schreiben Sie bis zum 20. Juli eine E-Mail mit dem Betreff „Crashkurs“ an . Wir verlosen einen zweistündigen Gesangs-Crashkurs in Henning Basses Vocalbase-Studio. Wie immer entscheidet das Los, eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Wir wünschen viel Vergnügen! (Teilnahmebedingungen und Datenschutzhinweis siehe Seite 49).
Verantwortlicher: Medienhaus Lüneburg GmbH, Am Sande 16-20, 21335 Lüneburg. Zweck der Datenverarbeitung: Teilnahme an einem Gewinnspiel. Rechtsgrundlage der Verarbeitung ist im Falle Ihrer Teilnahme grundsätzlich Art. 6 Abs. 1 lit. f) DSGVO. Das berechtigte Interesse seitens des Verantwortlichen ergibt sich hierbei aus dem Interesse, das ausgelobte Gewinnspiel durchführen zu können. Außerdem erfolgt die Verarbeitung für das Gewinnspiel auf der Grundlage einer Einwilligung gem. Art. 6 Abs. 1 lit. a) DSGVO. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erteilen Sie uns Ihre Einwilligung, dass wir Ihre Daten zur Gewinnübergabe an Dritte übermitteln dürfen. Sie haben jederzeit das Recht, der Verarbeitung für die Zukunft zu widersprechen (gem. Art 21 DSGVO). Ihre vollständigen Rechte als Betroffener und weitergehende Informationen zum Datenschutz finden Sie in unserer ausführlichen Datenschutzerklärung im Internet unter: DATENSCHUTZHINWEIS