Ist das nun eine Band, eine Trash-Kunst-Truppe oder einfach der helle Wahnsinn? Naomi Sample & the Go Go Ghosts frickeln spontan und lustvoll an Songs, Sounds und Shows. 18 Jahre nach Bandgründung legen die drei Lüneburger Timo Elliger, Carsten Nolte und Mike Witschi ein Album vor. Das heißt „Robert Redford“, aber der kommt in den elf sonder- oder wunderbaren Stücken nirgendwo vor.
Robert Redford hat rein gar nichts zu tun mit der ersten CD, die Naomi Sample & the Go Go Ghosts aufgenommen haben. „Aber der Name klingt gut, man kann das schön flüssig sprechen“, sagt Timmo LaBouche von der seit dem Jahr 2004 bestehenden Band. Darum heißt das Album so. Die Suche nach einem Titel habe eigentlich auch länger gedauert als die Aufnahmen. So ist das eben bei der abgedrehtesten Band der Stadt, der „Trash-Chiptune-Krawallkapelle“, wie es irgendwo steht. Auf ein Bier mit Timmo bzw. Timo Elliger:
Der Mann mit Mütze und St.-Pauli-Hoodie bestellt ein Weizen, legt sein Handy neben das Glas, erzählt. Vom Nolte-Bierlabor, wo sie in 16 Stunden die komplette CD eingespielt haben.
… immer beknackter!Timmo LaBouche
Vom ersten Auftritt überhaupt, der in Brüssel war, wo Naomi Sample alias Mike Witschi solo auftreten sollte, aber allein nicht wollte, was zur Band führte. Von Retro-Elektro-Trash, vom Heimcomputer Commodore C 64 aus den frühen 80ern und anderem, mit dem die Musiker an ihren Soundideen frickeln. Davon, dass die Band auf der Bühne höher und höher drehte, mit Aktionen von brennendem Helm bis zur Live-Verchromung – „… immer beknackter!“ Davon, dass es irgendwie ja auch Punk ist. Dass sie in einer runden Stunde Säle mal voll spielen und mal leer. Und davon lässt sich einiges mehr erzählen, da langt ein Weizen eigentlich nicht …
Es ist nicht wirklich berechenbar, was das Trio macht, es ist garantiert Nonsense, eigentlich ein Dada-Kunstprojekt bzw. „ein Alptraum jeder Reinigungskraft“, was auch irgendwo über die Truppe zu lesen ist. Auf dem Album haben sie nun komplett neues Material aufgenommen. Songs, durch die auch mal Hip-Hop schimmert, heißen „3 MCs, kein Talent“, „Wer löscht den Kabelbrand?“ oder „Nolde ist potthässlich“. Auf den klingelnden Punkt bringt‘s „Merkur Disc 1“, so, wie der alte Kneipen-Spielautomat. Das Gedudel des Groschen-und-Mark-Fressers liefert komplett den Sound für einen Track. Ganz schön genial, die Idee.
Das Handy blinkt auf, „Doc Gulasch“ ruft an. So hat Timmo den Dritten im Bunde eingespeichert, Nolde Europa alias Carsten Nolte. Er ruft aus dem Süden der Peloponnes an. „Wir haben gerade einen tollen Sonnenuntergang. Wollte mal hören, ob Ihr euch gut unterhaltet.“ Okay, das machen wir.
Zurück zu „Robert Redford“. Eingedruckt ins Cover ist ein QR-Code: „Dahinter finden sich rund 170 Songs, Probe-Aufnahmen und einfach alles, was wir gefunden haben“, sagt Timmo/Timo. Freunde des Trios werden es lieben. Der ignorante Rest mag auch mal den Album-Titel „Schlechte Erinnerungen an Musik“ assoziieren. Egal. Naomi Sample & the Go Go Ghosts ist’s wurscht, sie sampeln, tanzen und geistern weiter über die Bühnen.