Fliederbeersuppe mit Grießklößen und Äpfeln – das ist nicht nur lecker, sondern richtig gesund. Oma wusste eben, was gut ist. Essen, das in anderen Ländern erfunden wurde, ist verlockend. Die globalisierten Teller mit Shakshuka, Pho, Bibimbap, Gyros oder Pizza möchte sich niemand mehr nehmen lassen – das alles ist wunderbar schmackhaft und spannend, denn wir können anderen Kulturen auch über ihre Küchengeflogenheiten näherkommen.
Aber, hmmmm, diese Speisen, die nach der eigenen Kindheit duften und nach Zuhause schmecken, die drücken in uns noch einmal ganz andere Knöpfe. Egal, ob wir aus Lüneburg kommen, aus Istanbul oder Kalkutta: Jede und jeder kann an einer Hand sicherlich mehrere Gerichte aufzählen, bei denen der bloße Gedanke daran Glücksgefühle und positive Erinnerungen freischaltet. Versuchen Sie es mal, was kommt Ihnen dabei in den Sinn?
Weil es Spaß macht, alte Rezepte kennenzulernen und es das kulinarische Wissen der Großelterngeneration wert ist, konserviert zu werden, rückt die PRISE an dieser Stelle alte Speisen zurück ins Rampenlicht. Wir möchten mit Ihnen über damit verbundene Emotionen reden und Ihnen beim Kochen über die Schulter in den Kochtopf schauen, sodass sich am Ende alle ein Stückchen abschneiden können.
Den Anfang macht die im norddeutschen Raum einstmals sehr populäre Fliederbeersuppe, bestenfalls mit Äpfeln und Grießklößen. Die macht nicht nur Zunge und Zähne schön blau, duftet und schmeckt gut, sie eignet sich auch hervorragend zur Stärkung des Immunsystems. Oma wusste eben, was gut ist! Die kleinen dunklen Früchte des Holunderbuschs entfalten große Wirkung, weil sie reich sind an Vitamin A, Vitamin B, Vitamin C, Kalium, Eisen, Zink und ätherischen Ölen. Ein Tee aus den Beeren, aber auch den Blüten wirkt schweißtreibend und gilt deshalb als bewährtes Hausmittel bei Erkältung und Fieber und auch zur Vorbeugung. Sogenannte Anthocyane (sekundäre Pflanzenstoffe) schützen unsere Körperzellen zudem vor freien Radikalen. Auch Herz und Blutdruck profitieren von den Vorteilen der Beere. Der Farbstoff Sambucyanin und Mineralstoffe wie Kalium haben eine entzündungshemmende und harntreibende Wirkung. So bieten sie eine tolle regionale Alternative zu Cranberries, um Blasenentzündungen oder Nierenleiden zu bekämpfen und die Ausscheidungsorgane gründlich durchzuspülen.
So gehts:
Zutaten Fliederbeersuppe
» 500 g frische oder 100 g getrocknete Fliederbeeren*
» 250 g Äpfel (geachtelt oder in mundgerechte Stücke schneiden)
» 2 l Wasser
» eine Stange Zimt
» 1 Scheibe Zitrone
» 1 EL Speisestärke
Die Beeren waschen, abstreifen und mit dem Zimt zugedeckt aufkochen, 15 Min. bei milder Hitze kochen. Anschließend ca. 30 Min. ziehen lassen und bei Bedarf durchseihen. Nun können die Äpfel und die Zitrone hinzu, mit Zucker abschmecken und mit der Speisestärke binden.
Zutaten Grießklöße (auch vegan)
» 250 ml Milch (oder Milchersatz)
» 20 g Butter (oder Kokosöl)
» 100 g Grieß
» 1 Ei (oder Ei-Ersatz, Kichererbsenmehl oder Sojamehl verrührt mit 2 EL Wasser und 1 Prise Kala Namak)
» 1 Prise Salz
Milch, Butter (oder den entsprechenden Ersatz) und Salz aufkochen, den Grieß hinzugeben. 2 bis 3 Minuten köcheln lassen, abbacken und abkühlen. Das Ei bzw. den Ersatz hinzu, gut vermengen und anschließend kleine Klöße formen. Diese Salzwasser im garziehen lassen. Nach Belieben Klöße in die warme Fliederbeersuppe geben: fertig. Guten Appetit!
*Es lässt sich auch Fliederbeerdirektsaft verwenden, z. B. aus dem Reformhaus. Bei einem Liter Saft reduzieren Sie die hinzuzufügende Wassermenge auf 250 ml.
Schon gewusst?
Die Fliederbeere stammt nicht vom Fliederstrauch, sondern vom Holunderbusch, auch Schwarzer Holunder genannt. Wenn wir Norddeutschen „Fliederbeere“ sagen, meinen wir also tatsächlich Holunderbeeren. Erntezeit ist im August und September, roh sollten sie jedoch nicht verzehrt werden, dass kann zu Übelkeit und Erbrechen führen. Das Gewächs ist sagenumwoben, schon bei den Kelten galt der Holunder als heiliger Baum. Im Alpenraum wird er als Holler, Hollerbusch oder Holder bezeichnet. Die Ähnlichkeit des Namens zu „Holla“, der Muttergöttin der germanischen Mythologie, ist kein Zufall. Sie kann Menschen von Krankheiten heilen und regiert als strahlende Himmelskönigin über die Elemente, das Wetter und die Jahreszeiten. Im Grimmschen Märchen Frau Holle wird das angedeutet. Und noch eine zauberhafte literarische Figur hat Holunderbezug: Der Zauberstab („Elder-Wand“) von Professor Dumbledore aus der bekannten Buchreihe Harry Potter besteht aus? Richtig, Holunderholz.
Geben Sie Ihren Senf dazu!
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